Corona-Maßnahmen
Lehrergewerkschaft fordert längere Weihnachtsferien in MV
Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Als die Bundesregierung angedeutet hatte, wegen Corona die Weihnachtsferien in diesem Jahr früher beginnen zu lassen, war das Urteil von Ministerpräsidentin Manuela Schweig (SPD) eindeutig: Bitte keine Vorordnung von ganz oben, jede Region sollte das nach Infektionslage selbst entscheiden können. So beginnen die Weihnachtsferien 2020 in Mecklenburg-Vorpommern wie geplant am 19. Dezember.
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Doch bevor sie überhaupt angefangen haben, beginnt schon die Diskussion darüber, wann sie wieder vorbei sein sollten. Die Lehrergewerkschaft GEW hatte in dieser Woche gefordert, die Ferien im Januar um drei unterrichtsfreie Tage zu verlängern. Dies diene dem Schutz der Lehrer, zudem sei diese Zeit für Organisation vor Ort und Weiterbildung nötig. Darüber hinaus müssten, abhängig von der Schullage in den Regionen, auch weitergehende individuelle Lösungen ermöglicht werden.
Die GEW unterstützt den Vorschlag der Europäischen Gesamtschule Heringsdorf/Ahlbeck auf Usedom. Dort habe der Personalrat in einem offenen Brief an die Schweriner Landesregierung vorgeschlagen, ab 4. Januar die erste Woche nach den Weihnachtsferien im Distanzunterricht abzuhalten. Damit bleibe Zeit, um etwaige Infektionsherde auszumachen und zu reagieren, ohne gleich die gesamte Lehrer- und Schülerschaft zu gefährden. Dies käme einer Art Vorsorgequarantäne gleich, die sich nur positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken könne. Dafür bedürfe es aber einer kurzfristigen Entscheidung.
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Erhöhtes Gesundheitsrisiko in Schulen und Kindergärten
„Wenn dieser Vorschlag aus der Schule selbst kommt, sollte dem eigentlich nichts im Wege stehen“, sagte GEW-Landechef Maik Walm. Vom Land brauche es spätestens zu Beginn der kommenden Woche ein Signal, wie die erste Januarwoche gestaltet werden kann. Schulen und Familien bräuchten Zeit zur Vorbereitung. In Vorpommern-Greifswald lag der Wochenwert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zuletzt bei 83,6. Der Kreis ist damit weiter Spitzenreiter, gefolgt von der Mecklenburgischen Seenplatte mit 73,6.
Den Eltern von Kita- und Hortkindern sollte das Land nach Vorstellung der GEW „dringend“ empfehlen, die Kinder nach dem Jahreswechsel nach Möglichkeit drei weitere Tage zu Hause zu behalten. Dies sollte auch deutlich an die Unternehmen adressiert werden, forderte die Co-Landesvorsitzende Annett Lindner. In Schulen und Kindergärten träfen die Pädagogen und Erzieher ständig auf zahlreiche Haushalte und hätten damit ein erhöhtes Gesundheitsrisiko.
Bildungsministerium: Keine voreiligen Schlüsse
Eine Entscheidung über die verlängerten Weihnachtsferien dürfte beim nächsten Kommunalgipfel fallen, der voraussichtlich Anfang der übernächsten Woche stattfindet. Nachdem sich bereits die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) für einen späteren Schulbeginn im neuen Jahr ausgesprochen hatte, erklärte das Bildungsministerium Anfang der Woche, dass man diese Forderung für verfrüht halte. Voreilige Schlüsse würden niemandem helfen, so ein Sprecher. Bislang scheint diese Idee im Schweriner Landtag noch keine Mehrheit zu haben.
Andreas Butzki, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, betonte, dass man zunächst alle Ideen ernst nehmen müsste. So sagte er auf Anfrage: „Wenn es eine Verlängerung der Ferien geben sollte, müsste zugleich die Betreuung der jüngeren Kinder für arbeitende Eltern abgesichert werden. Eine Betreuung im Hort würde aber dem Ansinnen einer Ferienverlängerung zuwiderlaufen.” Denn nicht alle Eltern würden so kurzfristig mehrere Tage Urlaub im neuen Jahr anhängen können. Das Bildungsministerium von Bettina Martin (SPD) prüfe daher verschiedene Szenarien und werde „zu gegebener Zeit und nach intensiven Gesprächen mit den Beteiligten” eine Entscheidung treffen.
Marc Reinhard, bildungspolitischer Sprecher der ebenfalls an der Regierung beteiligten CDU-Fraktion, fasste sich kürzer und sagte: „An den Ferienzeiten würde ich nichts mehr ändern, so kurz vor Ferienbeginn wäre das purer Aktionismus. Den Eltern wird so schon viel zugemutet, durch plötzliche Extraferien würden bloß neue Probleme entstehen.”
Opposition lehnt längere Ferien ab
Ablehnung zu der Idee von verlängerten Ferien kommt auch von der oppositionellen AfD-Fraktion. Deren schulpolitischer Sprecher Jens-Holger Schneider sagte: „Das Infektionsgeschehen an den Schulen im Land rechtfertigt diese Maßnahme schlicht nicht. Der Ausfall der Schulstunden im Frühjahr ist sowieso kaum aufzuholen. Ein weiterer Stundenausfall ist vor dem Hintergrund der ohnehin angespannten Situation im Bildungswesen für Mecklenburg-Vorpommern nicht zu verantworten.“
Und auch Simone Oldenburg, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, will an den Ferienzeiten nichts mehr ändern: „Eine Ferienverlängerung ist abzulehnen. Sie kommt einer Schulschließung gleich und verschiebt das Corona-Problem lediglich um eine Woche.”
Und was genau würde in einer zusätzlichen Ferienwoche passieren? Michael Sack, Landrat von Vorpommern-Greifswald und gleichzeitig auch CDU-Vorsitzender, hat davon eine Vorstellung. „Zusätzliche Ferienzeit schafft nur wieder Gelegenheit, Kontakte zu pflegen”, sagte er am Rande eines Interviews mit dem Nordkurier. Denn Infektionen mit dem Coronavirus fänden häufig in der Freizeit statt. Daher sei es besser, wenn die Schüler die vielen im Frühling ausgefallenen Schultage nachholen könnten. Am zwar am besten als Präsenzunterricht in der Schule, oder, wenn die Werte kritisch werden, als Wechselunterricht für die oberen Klassenstufen.