Lehrergewerkschaft rechnet mit Bildungspolitik ab
Schwerin / Lesedauer: 2 min

Die Wissenschaftliche Kommission hatte am Ende der vergangenen Woche im Auftrag der Kultusministerkonferenz – also im Sinne der versammelten 16 Bildungsminister – vorgelegt, jetzt kam der Konter der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW).
„Die Vorschläge der Kommission sind in Bezug auf die Arbeitszeiten der Lehrer völlig falsch”, betonte Annett Lindner, Co-Vorsitzende der GEW in Mecklenburg-Vorpommern, am Dienstag bei einer Pressekonferenz und wehrte sich vehement gegen Aussagen der Wissenschaftlichen Kommission.
Mehr lesen: Interessiert das Thema Lehrermangel wirklich nur so wenige?
Die hatte zur Bekämpfung des dramatischen Lehrermangels in ganz Deutschland „von der Einschränkung der Teilzeitmöglichkeiten bis hin zu Mehrarbeit, Hybridunterricht und größeren Klassen” ein ganzes Maßnahmenpaket in die politische Debatte geworfen.
„Forderungen nach einer Erhöhung von Pflichtstunden, Rücknahme der Teilzeit oder Abminderungsstunden erteilen wir eine deutliche Absage”, entgegnete Lindner.
Mehr zum Thema: Mehr als 12.000 unbesetzte Lehrerstellen
Der Lehrermangel sei Ergebnis einer über Jahrzehnte verfehlten Personalpolitik der Bildungsminister. „Jetzt damit zu kommen, die Pflichtstundenzahl für Lehrer anzuheben, ist völlig falsch”, sagte die GEW-Chefin aus Mecklenburg-Vorpommern.
Im Nordosten müssten die Lehrer mit 27 Pflichtstunden im Vergleich zu anderen Bundesländern die meiste Arbeitszeit bewältigen. Geht es nach der GEW, müsste diese Pflichtstundenzahl dringend reduziert werden – ansonsten sei eine qualitativ hochwertige Vorbereitung der Lehrer auf den Unterricht nicht zu gewährleisten.
Lesen Sie auch: OECD-Experte: Lehrerberuf in Deutschland zu unattraktiv
Die Politik habe die Belastungen der Lehrer ignoriert – deswegen würden viele Lehrer nur noch Teilzeit arbeiten, so Lindner. „Wenn jetzt die Zahl der Pflichtstunden gesteigert würde, würde die Lehrerflucht aus den Schulen noch stärker werden. Für Lindner ist klar: „Wir müssen grundlegend am Schulsystem etwas ändern. Wir müssen uns endlich an die digitale Welt anpassen und Lerninhalte, die noch aus der Zeit der Industrialisierung stammten, über Bord schmeißen.”
Parallel müsste laut GEW-Vorsitzende die Lehrerausbildung viel mehr pädagogische und didaktische Aspekte enthalten. Nur so sei es möglich, die enorm hohe Zahl an Studienabbrecher in MV zu senken und mehr Nachwuchs zu rekrutieren.