Polizei
Lkw–Unfall auf B105 — angeblicher Störer war Ersthelfer
Karnin / Lesedauer: 3 min

Christoph Schoenwiese
Edelbert Handsche war 25 Jahre Wehrführer in Karnin. Die Gemeinde liegt direkt an der B105 zwischen Rostock und Stralsund. Am Mittwoch bekam der 64–Jährige Ärger mit der Polizei, weil er einen Rettungseinsatz auf der B105 gestört haben soll. Allerdings: „Ich war Ersthelfer“, sagte Handsche am Mittwochnachmittag im Gespräch mit dem Nordkurier. Der ehemalige Feuerwehrmann wohnt direkt an der Kreuzung, auf der der Unfall passierte. Ein Lkw bog nach links ab und kippte aus ungeklärter Ursache zur Seite; der Fahrer (29) wurde schwer verletzt. Handsche, noch dabei, das Frühstück zuzubereiten, zog sich schnell etwas über und rannte zur Unfallstelle.
Polizei will sich nicht äußern
Ein paar Ersthelfer seien laut Handsche schon vor Ort gewesen. Sie riefen die Einsatzkräfte, Handsche kletterte eigenen Angaben nach auf das Fahrerhaus, um dem Verletzten zu helfen. Der 64–Jährige half dem Mann aus dem Fahrerhaus heraus. Ihn dann auf sicheren Boden zu bekommen, sei aber schwierig gewesen. Der junge Mann habe am Rücken geblutet, sein Knie war laut Handsche ebenfalls verletzt. Er wollte ihn so nicht einfach vom Fahrerhaus herunterklettern lassen. Bis die Rettungskräfte eintrafen, versorgten Handsche und ein Rettungsassistent in Zivil den jungen Mann; wickelten ihn mit einer Rettungsfolie und zwei weiteren Decken ein. Als Feuerwehr und Notarzt eintrafen, fixierten die den Mann auf einer Trage und holten ihn über ein Gestell sicher auf den Boden zurück.
Soweit, so normal. Doch dann folgten laut Handsche einige Missverständnisse, die letztlich dazu führten, dass ihm ein Platzverweis ausgesprochen wurde. Die Polizei hatte in ihrer Unfallmeldung von einem Störer gesprochen, der die Rettungsarbeiten erschwert hatte. Auf Nachfrage der Redaktion wollte man sich nicht weiter zu dem Vorfall äußern. Handsche selbst schildert die Vorkommnisse so: Weil ihm an der Unfallstelle kalt wurde, bat er einen ihm bekannten Feuerwehrmann um Hilfe. Der gab ihm eine Feuerwehrjacke.
Lauter Streit mit allerlei Schimpfwörtern
Dann seien Feuerwehrleute auf ihn zugekommen und hätten ihm Amtsanmaßung wegen der Jacke vorgeworfen. Handsche reagierte eigenen Angaben nach forsch. Die Diskussion habe sich zu einem veritablen Streit hochgeschaukelt, bei dem auch Schimpfwörter gefallen seien, für die sich Handsche im Nachhinein entschuldigen wolle. Letztlich habe einer der Feuerwehrmänner einen Polizisten geholt, der den immer noch aufgebrachten Handsche von der Einsatzstelle verwies. Er musste zurück auf sein Grundstück.

Der Verletzte wurde währenddessen in einem Rettungswagen versorgt. Als der Rettungshubschrauber landete, wurde Handsche unruhig, wie er sagt. „Habe ich womöglich etwas falsch gemacht und der junge Mann kämpft meinetwegen um sein Leben?“, fragt er im Gespräch dem Nordkurier. Sein Entschluss: Über einen kleinen Umweg übers angrenzende Feld zum Rettungswagen habe er sich erkundigen wollen, wie es dem verletzten Lkw–Fahrer geht. Gesagt, getan: Die Polizei soll zwar gleich wieder versucht haben, ihn von dort wegzuschicken, aber Handsche konnte noch mit dem Notarzt sprechen. Der habe ihn beruhigt: „Er hat zu mir gesagt, dass ich alles richtig gemacht habe“, sagte Handsche. Die Polizei habe ihn anschließend zu seinem Grundstück begleitet. Das habe ihn vom Ersthelfer zum „Störer“ gemacht.