Corona-Regeln
Manuela Schwesig bleibt beim Krisengipfel im Kanzleramt hart
Berlin / Lesedauer: 3 min

Andreas Becker
Nach mehr als achtstündigen Verhandlungen über die Corona-Regelungen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den 16 Länderchefs hatte MV-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) gestern Abend gegen 23 Uhr zwei Kernbotschaften für die Bürger im Nordosten.
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Erstens: Die strengen Regeln in MV bleiben – „es ändert sich für die Bürger nichts“, verkündete Schwesig. Das gelte auch für die Quarantäne-Regeln für Gäste aus Risikogebieten wie Berlin, die in MV Urlaub machen wollen. Sie müssen weiterhin in Quarantäne können sich lediglich durch zwei Negativ-Tests im Abstand von mindestens fünf Tagen freitesten lassen. Zweitens: Es soll ein bundeseinheitliches Ampelsystem mit klaren Konsequenzen – je nach Anzahl der Neuinfizierten – eingeführt werden. Dies hatte Schwesig noch unmittelbar vor der Verhandlungsrunde gefordert.
Landesregierung erwägt offenbar Lockerung für Urlauber
Und wer dann genau zugehört hatte, für den deutete Schwesig sogar vorsichtig eine mögliche einschneidende Änderung an: Wenn die Ampel bundeseinheitlich funktionieren sollte und die Infektionszahlen es zulassen würden, könnte in MV geprüft werden, ob der zweite Corona-Test für Einreisende aus einem Hotspot eventuell gestrichen werden könne. Eine Regelung, wie sie in den meisten anderen Bundesländern gilt. Bis dahin aber dürfte es noch ein weiter Weg sein.
Rostocker Experte appelliert an Bevölkerung
Parallel zu den Beratungen im Kanzleramt gab es eine weitere bemerkenswerte Aussage am gestrigen Tag. Denn dass die Bevölkerung an der zunehmenden Infektionsdynamik nicht unschuldig sei, betonte Emil Reisinger, Leiter der Tropenmedizin und Infektiologie an der Uni Rostock. „In den letzten Wochen haben sich immer mehr Leute von den Vorsichtsmaßnahmen losgesagt. Und prompt bekommen wir die Quittung“, kritisierte Reisinger, der auch medizinischer Berater der MV-Regierung ist.
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Zahl positiver Tests steigt in MV weiter
Gestern gab es diese „Quittung“ in Form eines neuen Rekordwertes bei den Neuinfizierten in MV. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass dieser Wert bei 61 Neuinfizierten in den vergangenen 24 Stunden lag. Der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. In den vergangenen sieben Tagen infizierten sich im MV-Durchschnitt je 100 000 Einwohner 12,8 Personen mit dem Corona-Virus. Insgesamt liegt das Land damit weiterhin unter der kritischen Marke von 50 Infektionen, die demnächst zu Ampel-Einschränkungen führt. Den höchsten Wert hat der Kreis Mecklenburgische Seenplatte mit 25,9 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner.
Hotelier erwägt Klage gegen das Land
Die Vorwürfe des Chefberaters der Regierung wollten Hoteliers auf der Insel Usedom so nicht stehen lassen. Man habe viel Geld in funktionierende Hygienekonzepte investiert und werde jetzt mit existenzbedrohenden Quarantäne-Regeln für Gäste aus Risikogebieten überzogen. Die nicht praktikablen Regeln hätten ihm in den vergangenen Tagen rund 350 000 Euro an Einnahmen gekostet, sagte ein Hotelbesitzer. Sollte es bei den Einschränkungen bei der Beherbergung bleiben, werde überlegt, die Landesregierung entsprechend zu verklagen.