StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernMilliarden-Schiff aus MV für Disney zum Schnäppchenpreis

Global Dream

Milliarden-Schiff aus MV für Disney zum Schnäppchenpreis

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Für die vergebliche Rettung der MV Werften flossen hunderte Millionen. Ein Deal mit Disney macht immense Kosten für Steuerzahler wahrscheinlicher.
Veröffentlicht:01.12.2022, 17:35

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Das in Wismar liegende Kreuzfahrtschiff „Global Dream” ist nach Medienberichten zu einem Bruchteil des eigentlichen Wertes an den Disneykonzern verkauft worden. Durch diesen Verkauf wird wohl auch ein Ausfall von Bürgschaften wahrscheinlicher.

„Der mögliche Landesschaden liegt in einem nennenswerten dreistelligen Millionenbetrag”, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium in Schwerin. Es sei jedoch noch nicht klar, wie die übrigen Kreditsicherheiten bewertet werden, dies könne die Summe noch verringern. Die Landesregierung hat Bürgschaften für den Bau des Schiffs übernommen, im schlimmsten Fall könnten Kosten von bis zu 301 Millionen Euro anfallen.

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Mit dem Insolvenzverwalter der pleite gegangenen MV Werften sei über den Verkaufspreis der „Global Dream” Stillschweigen vereinbart worden, sagte Wirtschaftsminister Meyer dem Nordkurier nach dem Verkauf an Disney. Nach Angaben der Magazine Stern und Capital sollte das zu 60 Prozent fertig gestellte Schiff nach Vollendung mit 1,8 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Verkauft worden ist es demnach nun für nur 40 Millionen Euro.

Steuerzahlerbund kritisiert Vertuschung der Kosten

Der Disney-Deal kann als weiterer Tiefpunkt für Steuerzahler mit Blick auf die vergeblichen Versuche zur Rettung der MV Werfen mit öffentlichen Geldern betrachtet werden. Beim Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern sorgen die Vorgänge für Empörung. „Wir haben frühzeitig vor der hohen Kreditvergabe, den Bürgschaften und den Maßnahmen aus dem MV-Schutzfonds zur Werftenrettung gewarnt und die mangelnde Transparenz kritisiert”, sagte die stellvertretende Landesvorsitzende Diana Behr nach Bekanntgabe des Schiffverkaufs.

Neben den MV-Landesbürgschaften, die nun für bis zu 301 Millionen Euro Kosten sorgen könnten, sind vom Bund 193 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zur Werftenrettung geflossen. Laut NDR gab es zudem 107 Millionen Euro aus Brückenfinanzierungen und einer stillen Beteiligung.

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Nach dem Motto „Koste es, was es wolle”, sei sehr viel Steuergeld eingesetzt worden. Risiko und Wirtschaftlichkeit spielten offenbar keine Rolle, so der Steuerzahlerbund MV. Auch beim Verkauf der Global Dream an die Reederei von Disney werde wieder vertuscht und nicht darüber gesprochen, auf welchen Kosten das Land letztlich sitzen bleibe.

Schiff-Fertigstellung soll hunderte Arbeitsplätze sichern

Immerhin: Die Fertigstellung von „Global Dream” für den Disney-Konzern könnte bis zu 650 Arbeitsplätze in Wismar sichern. Mindestens würden jedoch 400 Mitarbeiter eingestellt, teilte die von Disney beauftragte Meyer-Werft am Donnerstag mit. Bis 2025 soll das kürzlich verkaufte Schiff – das auch unter „Global One” bekannt war – fertig sein. Der Bau wurde von den inzwischen insolventen MV Werften begonnen.

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Die Gewerkschaft IG Metall zeigte sich erfreut, auch weil bereits Eckpunkte eines Tarifvertrags vereinbart wurden, der den Beschäftigten Stundenlöhne auf Tarifniveau garantieren soll, jedoch bei einer verringerten Arbeitszeit von 35 Stunden in der Woche. „Das ist ein klares Signal für gute Arbeit auf der Werft in Wismar. Durch eine Absenkung der Arbeitszeit schaffen wir gemeinsam für mehr Kolleginnen und Kollegen eine Beschäftigungsbrücke hin zu neuen Projekten”, sagte IG-Metall-Vertreter Henning Groskreutz.

Wann es tatsächlich losgeht, ist unklar. „Der Um- und Weiterbau des neuen Schiffes wird schnellstmöglich starten, wenn die wesentlichen Designänderungen mit dem neuen Eigentümer festgelegt sind”, hieß es in der Mitteilung der Meyer-Werft aus dem niedersächsischen Papenburg. Die Transfergesellschaft der MV-Werften-Gruppe, in der zuletzt 900 Beschäftigte der Standorte Wismar, Rostock und Stralsund waren, läuft Ende Januar aus. Bis dahin wollen die Betroffenen Sicherheit.