Müssen Polizisten in MV mit mehr Geld geködert werden?
Schwerin / Lesedauer: 3 min

Andreas Becker
Es ist eine Entwicklung, die nachdenklich stimmt: Der berufliche Nachwuchs wendet sich offenbar vom Polizeiberuf ab. Die Bewerberzahlen bei der Landespolizei in Mecklenburg–Vorpommern sind im Zeitraum der Jahre von 2017 bis 2022 von 1817 auf 1259 gesunken. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD–Fraktion hervor.
AfD: Problem verschärft sich
„Ein Rückgang von rund einem Drittel – das ist erschreckend“, kommentierte Nikolaus Kramer, Fraktionschef der AfD, die aktuellen Daten. Geringere Auswahlmöglichkeiten würden entsprechend auch in einer Qualitätsminderung münden, befürchtet Kramer, der selbst gelernter Polizist ist. Es fehlten laut des AfD–Politikers zwar bereits seit langem Polizisten — doch jetzt würde sich das Problem wohl noch verschärfen.
„Wir fordern seit Jahren stärkere Bemühungen des Landes um gute Polizisten — konkret: Aufstockungen im Haushalt bei den Investitionen in die Gewinnung von Nachwuchskräften. Außerdem müssen wir auch ernsthaft über Gehaltsanpassungen für unsere Beamten im Vergleich zu anderen Bundesländern nachdenken“, so Kramer.
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CDU sieht Problem bei rot–roter Landesregierung
Ann–Christin von Allwörden, innenpolitische Sprecherin der CDU, sieht auch eine politische Ursache für den Personalmangel bei der Polizei. „Die Polizei hat bei SPD und Linke keinen politischen Rückhalt. Vor allem die Linke protestiert lieber gegen die Polizei, als ihr den Rücken zu stärken“, stellte von Allwörden fest. Forderungen, den Polizeiberuf attraktiver zu machen, ignoriere die Landesregierung. „Innere Sicherheit ist für Frau Schwesig ein nachrangiges Thema“, formulierte die CDU–Politikerin scharf. Das alles trage natürlich dazu bei, dass junge Menschen ihre berufliche Erfüllung eher woanders suchten.
Linksfraktion: Auf Qualität statt auf Quantität setzen
Kritik, die Michael Noetzel, Innenexperte der Linksfraktion und damit Teil des rot–roten Regierungsbündnisses, so nicht stehen lassen wollte. "Der grassierende Fachkräftemangel betrifft alle Bereiche, auch die öffentliche Verwaltung und Polizei. Die Herausforderungen der Nachwuchsgewinnung sind enorm.“ Die Sicherheit der Bürger habe aber zunächst nichts mit der Zahl der Bewerber zu tun. Wichtiger sei letztlich die Zahl der Absolventen mit möglichst guten Abschlüssen.
Der Linkspolitiker weiter: „Höchste Maßgabe bleibt es, die Qualität zu sichern, die bei den Sicherheitsbehörden vor Quantität gehen muss. Ziel ist es, diesen Grundsatz mit Leben zu erfüllen. Auch mit der neu eingeführten Y–Ausbildung wollen wir diese Herausforderung meistern und die Qualität steigern.“ Dahinter verbirgt sich das Konzept, die Auszubildenden in die verschiedenen Ausbildungsarme von Kriminal–, Verkehrs– und Schutzpolizei zu sortieren.
FDP will Besoldung anpassen
Für René Domke von der FDP seien neben der notwendigen Wertschätzung der Arbeit der Polizei auch Anpassungen in den Besoldungs– und Beamtenversorgungsbezügen erforderlich. Dabei gehe es um die Dynamisierung der Zulagen, die Wiedereinführung der Ruhegehaltsfähigkeit von Stellenzulagen und die Einführung einer pauschalen Beihilfe zur Flexibilisierung der Krankheitsvorsorge von Beamten, sagte der Fraktionschef der Liberalen.