Trockenheit
Müssen Bürger in MV bald Wasser sparen?
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Caroline Wenndorff
„Der viele Regen fließt leider nur oberflächennah ab und füllt Flüsse und Seen, aber nicht die Grundwasserspeicher, wo wir das Wasser eigentlich haben wollen“, erklärte Mecklenburg–Vorpommerns (MV) Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) bereits im April. Das bedeute, dass einzelne regenreiche Phasen uns nicht helfen werden, gegen die langen Trockenperioden, die der Klimawandel mit sich bringe, anzukämpfen.
Außergewöhnliche Dürre im Nordosten
Seither sind die Temperaturen noch gestiegen und der Minister schlägt vor allem für die unteren Bodenschichten Alarm und prognostiziert „für weite Bereiche MVs andauernd eine ungewöhnliche Trockenheit bis hin zu einer außergewöhnlichen Dürre im Nordwesten und Nordosten.“ In vielen Landkreisen der Bundesrepublik ist der Wasserverbrauch bereits eingeschränkt worden und es gelten Verbote, den Rasen zu sprengen, den Pool zu befüllen oder etwa Blumen zu gießen. Doch was folgt aus den Erkenntnissen für MV?
Bisher keine Einschränkungen geplant
Für die Einwohnerinnen und Einwohner in MV seien zunächst keine konkreten Verbote geplant, teilt Claus Tantzen, der Pressesprecher vom Landesministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, mit und fügt hinzu, dass das Land nicht „mit landesweit einheitlichen Regelungen reagieren“ kann. „Die regionale Situation ist in den Blick zu nehmen, um die erforderlichen, aber gleichzeitig angemessenen Reaktionen zu finden“, ergänzt er. Konkret bedeute das, dass die zwölf unteren Wasserbehörden in MV je nach Region und Wassersituation individuell entscheiden werden. Es könne also durchaus in einigen Regionen MVs Einschränkungen geben.

Das will das Ministerium gegen die Dürre unternehmen
Im Hinblick auf die zunehmende Trockenheit hat das Ministerium eine Wasserstrategie erarbeitet, die folgende Handlungsfelder umfasst:
- Gewässer vor Stoffeinträgen schützen
- Wasservorräte nachhaltig nutzen und den Wasserhaushalt als Dürrevorsorge stabilisieren
- Gewässer und ihre Niederungen sowie Moore renaturieren
- Vor Sturmfluten an der Küste schützen
- An den steigenden Meeresspiegel anpassen
- Vor Hochwasser an Fließgewässern schützen
- Städten und Gemeinden an Klimaextreme anpassen
- Flankierende Maßnahmen umsetzen, z.B. förderrechtliche Rahmenbedingungen, Ausbildung von Fachkräften, Verbesserung der Wissensbasis über Klimafolgen
Klarer Appell: Wasser sparen
Till Backhaus sendet dennoch schon jetzt einen klaren Appell: Wasser zu sparen sei nach wie vor das Gebot der Stunde — nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in Industrie und Landwirtschaft. „Laut Helmholtz–Zentrum braucht ein Mensch 120 Liter Trinkwasser pro Tag. Faktisch verbraucht jeder aber rund 7.000 Liter virtuelles Wasser pro Tag. Darin enthalten ist beispielsweise das Wasser, was zur Herstellung von Lebensmitteln oder Kleidung benötigt wird.“ Es komme also auch darauf an, dass jeder seine Konsumentscheidungen kritisch hinterfrage, argumentiert der Minister.

Besonders brisant: Trotz des Appells des Landesministers verzeichne MV einen ansteigenden Trend der Wasserentnahmen. „Von 2007 bis 2019 stiegen die Grundwasserentnahmen um rund 19 Prozent, und die Oberflächenwasserentnahmemengen haben sich fast verdoppelt“, berichtet Claus Tantzen. Demnach werde das meiste Wasser für die öffentliche Wasserversorgung verwendet, jedoch mit einem relativ gleichbleibenden Trend.