Gesundheitsämter

MV bei der Schulreife von Erstklässlern ahnungslos

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Hat das Land MV aus der Corona-Pandemie nichts gelernt? Bei den gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen zur Schulreife hat in der Landesregierung offenbar keiner den Durchblick.
Veröffentlicht:05.08.2022, 06:04

Von:
  • Andreas Becker
Artikel teilen:

Zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 hatte so manch einer in MV noch Verständnis, dass die seinerzeit anstehenden Schuleingangsuntersuchen für die angehenden Erstklässler verspätet oder sogar gar nicht durchgeführt worden waren. Die zuständigen Gesundheitsämter war schlicht überlastet und überfordert – die damalige Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten fraß personelle Ressourcen und raubte viel Energie.

Lesen Sie auch: Darum kriselt es bei den Gesundheitsämtern in MV

Dass heute aber, im dritten Pandemie-Sommer im Gesundheitsministerium sowohl aus dem Jahr 2021 als auch dem laufenden Jahr keine Daten über die Anzahl der Schuluntersuchungen vorliegen, überrascht dann doch sehr. Eines aber weiß man zumindest im Haus von Ministerin Stefanie Drese (SPD): „2020 sind deutlich weniger Kinder zur Einschulung untersucht worden als in den Jahren zuvor.“ Mit anderen Worten: In MV gibt es seit bald drei Jahren eine Vielzahl von Kindern, die nie auf ihre Schulreife hin untersucht worden sind.

Keine nachträgliche Untersuchung

Schuluntersuchungen sind in den meisten Bundesländern eine Pflichtaufgabe des Gesundheitsamtes. Alle Kinder eines Jahrganges werden vor Schuleintritt durch Ärzte des Gesundheitsamtes in Augenschein genommen. Die Untersuchung umfasst die Dokumentation der Teilnahme an den Präventionsmaßnahmen (Impfungen und kinderärztliche Früherkennungs-Untersuchungen) sowie die Erfassung des Gesundheitszustands – mit Blick auf eine Teilnahme am Unterricht und den Schulerfolg.

Werden Erstklässler, die aufgrund der mangelhaften Ausstattung der Gesundheitsämter vor ihrem Schuleintritt nicht untersucht worden sind, im Verlauf der ersten Schulwochen denn nachträglich ärztlich kontrolliert? Die Antwort aus dem Gesundheitsministerium überrascht erneut: „Eine Untersuchung nach der Einschulung des Kindes wird regelhaft nicht durchgeführt.“

Wie es weitergeht, ist unklar

Sollten sich nach der Einschulung etwaige Schwierigkeiten abzeichnen, werden individuelle Lösungen gefunden, heißt es weiter. Das passiere zwischen der Schule, den Erziehungsberechtigten und den Kinder- und Jugendärztlichen Diensten der Gesundheitsämtern und gegebenenfalls auch den schulpsychologischen Diensten der staatlichen Schulämter

Ist denn ein Ende der Ahnungslosigkeit nach mittlerweile fast drei Jahren Pandemie in Sicht? Das Ministerium antwortet eher vage: „Der weitere Verlauf der Pandemie ist nicht sicher vorhersehbar. Davon hängt ab, in welchen Umfang die Untersuchungen aufgenommen werden können. Der Anspruch besteht darin, ab Herbst wieder für alle Kinder Schuleingangsuntersuchungen aufzunehmen. Je nach Pandemiesituation ist hierfür zusätzliches Personal nötig.“