Sprache
NDR behält Genderpraxis trotz Kritik bei
Schwerin / Lesedauer: 2 min

Jörg Spreemann
In der Debatte um Gender-Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beharrt der NDR auf seiner bisherigen Vorgehensweise. Aktuell sei keine Änderung aufgrund der Empfehlung des Rates für Deutsche Rechtsschreibung geplant, sagte eine NDR-Sprecherin auf Anfrage. Zuvor hatte die FDP in Mecklenburg-Vorpommern den NDR aufgefordert, seien bisherige Gender-Praxis zu überdenken und auf die Verwendung von Gender-Sternchen und Doppelpunkten zu verzichten.
Beim NDR wird keine bestimmte Form verlangt
„Im NDR gibt es keine Direktive zum Gendern“, erklärte die Sender-Sprecherin. Für alle Beschäftigten gelte die Anregung, sensibel mit dem Thema geschlechtergerechte Sprache umzugehen. Dabei gelte keine Festlegung auf eine bestimmte Form.
Es werde angeboten, in Fernsehen, Radio und Online die sogenannte Beidnennung („Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten“), neutrale Bezeichnungen („Team“, „Gäste“) oder Partizipien („Teilnehmende“) zu nutzen. Die Formulierungen müssten verständlich und geläufig sein.
Autoren ist Anwendung freigestellt
Bei Hörfunk und Fernsehen sei den Autorinnen und Autoren in ihren Beiträgen freigestellt, welche Form des gendergerechten Formulierens sie anwenden. Mit dem Glottisschlag (Sprachpause – d. Red.) werde im NDR in der Regel nicht gegendert. Diese Empfehlung schließe nicht aus, dass Reporterinnen und Reporter es im Einzelfall doch machen, erläuterte die Sprecherin. Mit Blick auf verschiedene Formate, Themen und Zielgruppen sei das eine freie redaktionelle Entscheidung.
In der Schriftsprache des NDR werde neben geschlechtergerechten Formulierungen mitunter auch der Genderstern im Plural (Redakteur*innen) genutzt, wenn eine große Anzahl von Menschen angesprochen werden soll, unter denen auch Personen mit nicht–binärer Geschlechtsidentität sein können.
Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im März hatten 69 Prozent aller Befragten das Gendern in der Sprache als „sehr unwichtig“ oder „eher unwichtig“ bezeichnet. 23 Prozent der Befragten bewerteten demnach die Verwendung von Genderzeichen als „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“.