Kraftstoff

Ostseefischer bleiben wegen hoher Dieselpreise in den Häfen

Kröslin / Lesedauer: 2 min

Dezimierte Fischbestände, sinkende Fangmengen und weniger Absatz in der Corona-Pandemie: Die Ostseefischerei in Mecklenburg-Vorpommern steckt in einer tiefen Krise. Nun kommen hohe Dieselpreise hinzu.
Veröffentlicht:15.03.2022, 08:09
Aktualisiert:15.03.2022, 08:13

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Viele Ostseefischer im Nordosten bleiben wegen extrem gestiegener Kraftstoffpreise in den Häfen liegen. „Aktuell lohnt es sich nicht“, sagte Michael Schütt von der Fischereigenossenschaft Peenemündung der Deutschen Presse-Agentur. Zuletzt fuhr demnach nur noch einer der 15 Genossenschaftsfischer aus dem Krösliner Ortsteil Freest (Landkreis Vorpommern-Greifswald) auf die Ostsee. Von der Entwicklung ist Schütt zufolge die gesamte Ostseefischerei in Mecklenburg-Vorpommern betroffen.

Seit Beginn des Ukraine-Krieges am 24. Februar haben die Spritpreise in Deutschland erheblich zugelegt. Das gilt auch für Schiffsdiesel, der weitgehend steuer- und zollfrei ist. Der Preis habe sich in den vergangenen Wochen ungefähr verdoppelt, sagte Schütt. Die Fischer im Nordosten müssen demnach aktuell etwa 1,30 Euro pro Liter bezahlen. Anfang Februar seien es 65 Cent gewesen, vor einem Jahr noch 43 Cent.

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Diesel kostet mehr als ein Kilo Hering

Der Diesel koste damit mehr als das, was auf dem Markt für ein Kilo Hering bezahlt werde, sagte Schütt. Das sei unwirtschaftlich. Neben den Wartungs- und Personalkosten sei der Sprit der größte Posten. Von der Politik erhofft er sich nun eine schnelle Entlastung. „Ansonsten droht den wenigen verbliebenen Ostsee-Fischern das Aus.“

Die Zahl der Berufsfischer an der deutschen Ostseeküste geht seit Jahren zurück. Schütt ist auch stellvertretender Vorsitzender des Kutter- und Küstenfischerverbands von Mecklenburg-Vorpommern. Wegen zu weniger Mitglieder hatte der Verband aber zum Ende des vergangenen Jahres seine Auflösung angemeldet. Der Verband befinde sich in Liquidation.

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Mehrere Betriebe vor der Pleite

Hintergrund sind unter anderem die drastisch gesunkenen Fangmengen. In diesem Jahr dürfen die Fischer im Land zusammen noch 250 Tonnen Hering fangen. Dorsch, die andere traditionell wichtige Art für die deutschen Ostseefischer, darf nur noch als Beifang gefischt werden. Die EU will mit den Beschränkungen die Bestände schützen.

Die hohen Kraftstoffpreise setzen auch den Krabbenfischern an der deutschen Nordseeküste zu. Auch dort bleiben viele Kutter in den Häfen. Der Erzeugergemeinschaft Küstenfischer der Nordsee zufolge stehen bereits mehrere Betriebe vor der Pleite.

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