Badeunfälle
Parteien wollen Schulschwimmen in MV verbessern
Schwerin / Lesedauer: 3 min

Andreas Becker
Corona-Pandemie, Nord Stream 2, Klimasschutzstiftung – Themen, bei denen Landesregierung und parlamentarische Opposition in den vergangenen Wochen und Monaten verbal munter aufeinander eingeschlagen haben. Jetzt aber gibt es ein Thema, bei dem MV-Regierung, SPD, Linke, CDU, FDP und Grüne an einem Strang ziehen – das Schulschwimmen.
Das liegt in einem Wasser- und Urlaubsland wie Mecklenburg-Vorpommern dermaßen im Argen und der Politik jetzt offenbar am Herzen, dass der Großteil der Politik für den kommenden Dienstag zu einer gemeinsamen Pressekonferenz eingeladen hat. Fehlen wird nur die größte Oppositionspartei im Parlament, die AfD – sie wird von den anderen Parteien als politisches Schmuddelkind eingestuft und darf nicht mitschwimmen.
Defizite seit Jahren bekannt
In der Einladung zur Pressekonferenz heißt es ebenso nichts- wie vielsagend: „In Mecklenburg-Vorpommern sollen alle Grundschülerinnen und Grundschüler sicher schwimmen können. Dies ist in einem Bundesland mit den bundesweit meisten Seen und der längsten Küstenlinie besonders wichtig. Das Schulschwimmen soll weiter verbessert werden.”
Doch was verbirgt sich hinter diesem Ansinnen – schließlich sind die Defizite beim Schwimmen im Kinderbereich in MV seit Jahren bekannt. Der ehemalige Landtagsabgeordnete Matthias Manthei (CDU) war in den vergangenen Jahren mächtig aktiv und unterwegs, um Gelder für Schwimmkurse mühsam zusammen zu suchen. Doch oftmals lief der Volksvertreter dabei gegen politische Wände.
Und das in einem Badeland, in dem „fast 60 Prozent der Schüler, die in Mecklenburg-Vorpommern im Schuljahr 2017/2018 die Grundschule verlassen haben, keine sicheren Schwimmer waren”, hatte Manthei immer wieder betont. Durch die Corona bedingten Ausfälle im Schwimm- und Sportunterricht dürfte die Entwicklung noch dramatischer geworden sein.
Warten auf freie Schwimmkurs-Plätze
Jetzt aber soll es eine „gemeinsame Kraftanstrengung” geben, alle „Ressourcen sollen gebündelt” werden, um die vielen (tödlichen) Unfälle, die Kinder jährlich beim Schwimmen erleiden, zu reduzieren, so ist im Vorfeld der Pressekonferenz zu hören. David Wulff, FDP-Landtagsabgeordneter und als ausgebildeter Rettungsschwimmer vom Fach, stellt unmissverständlich klar: „Wir müssen endlich schauen, dass wir beispielsweise auch kleine Schwimmbecken in Hotelanlagen oder Reha-Kliniken für Kinder zum Schwimmenlernen zugänglich machen. Dazu reicht auch zunächst ein 12-Meter-Becken.”
Es sei ein Trauerspiel, so der Liberale weiter, dass Eltern jahrelang auf einen freien Platz in einem Schwimmkurs für Kinder warten müssten. Und es sei nicht hinnehmbar, dass die zuständige Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) beim Ferienschwimmen im aktuellen Haushaltsentwurf den Rotstift angesetzt habe. Soweit die „gemeinsame Kraftanstrengung” – über die Parteigrenzen hinaus.
Unabhängig davon sagt Rettungsschwimmer Wulff: „MV wird nicht darum kommen, ein landesweiten Schwimmhallenkonzept aufzulegen. In jedes Mittelzentrum gehört eine Schwimmhalle.”
Ob diese Forderung am nächsten Dienstag konsensfähig ist?