Tourismus
Personalmangel bedroht Gastro-Betriebe in MV
Mecklenburg-Vorpommern / Lesedauer: 2 min

Carsten Korfmacher
Der sich seit Jahren zuspitzende Fachkräftemangel bedroht die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr ganz besonders. Die Folge: Gastronomie-Betriebe verkürzen ihre Öffnungszeiten oder schließen an manchen Tagen vollständig, die verbliebenen Mitarbeiter klagen über eine nicht mehr zumutbare Überlastung. Insgesamt fehlen landesweit mindestens 1400 Stellen. Das sind 12,5 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.
Auch muss sich die Branche zunehmend Sorgen um ihren Nachwuchs machen. Denn jede sechste unbesetzte Ausbildungsstelle im Land betrifft den Tourismusbereich. Unter den Top Ten der unbesetzten Ausbildungsplätze liegen Köche auf Rang 1, Restaurantfachleute auf Platz 4, Hotelfachleute auf Platz 5 und Gastgewerbefachkräfte auf Platz 10.
Allein diese vier Berufe machen mehr als 1000 unbesetzte Gastro-Ausbildungsstellen im Land aus. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums ist der Personalmangel aufgrund der hohen Anzahl der Tourismusbetriebe besonders auf den Inseln Rügen und Usedom und an der mecklenburgischen Ostseeküste zu spüren.
Studenten aus Polen und der Ukraine helfen aus
„Die Situation ist in der Tat angespannt”, sagt Tobias Woitendorf vom Tourismusverband MV. Da die Ursachen für den Fachkräftemangel vielschichtig seien, gebe es auch keine einfachen Lösungen. „Unsere Betriebe haben zum Beispiel längst verstanden, dass man gute Kräfte binden und vernünftige Gehälter zahlen muss”, sagt Woitendorf.
Dies bestätigt der Leiter eines Restaurants auf Rügen, der anonym bleiben möchte. „Für den Mindestlohn kommt heute kein Mitarbeiter mehr auf die Insel”, sagt er. Im Mai und im Juni musste er die Öffnungszeiten stark einschränken, mittlerweile kann er wieder vollen Service anbieten. „Doch das geht nur mit Studenten aus Polen und der Ukraine, die in den Semesterferien bei uns arbeiten.”
Minister will Tourismus-Saison verlängern
Es gibt vielfältige Ursachen für den Personalmangel in der Branche. Generell beeinflusst die demografische Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns auch den Arbeitsmarkt in der Tourismusbranche negativ. Die Gehälter im Gewerbe sind schlechter als in anderen Branchen, die Arbeitszeiten lang, Wochenendarbeit ist selbstverständlich. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist unter diesen Bedingungen häufig nicht gegeben.
Ein weiteres Problem: Viele Mitarbeiter müssen sich außerhalb der Tourismus-Saison arbeitslos melden. Das ist auch Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) ein Dorn im Auge: „Mir ist es wichtig, dass aus den saisonalen Jobs im Ergebnis saisonunabhängige Beschäftigungsverhältnisse werden”, so der Minister. Um dies zu erreichen, solle vor allem in saisonverlängernde Maßnahmen investiert werden.