Kirchlicher Missbrauch
Pfarrer missbrauchten auch in Waren und Neustrelitz
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

dpa
Es gilt als der schwerste Missbrauchsfall in der katholischen Kirche in Mecklenburg: Ein katholischer Pfarrer soll in Neubrandenburg in den 1950-er und 1960-er Jahren Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Am Donnerstag konstituierte sich in Schwerin nun ein vom Erzbistum Hamburg berufener Beirat, der Wissenschaftler mit der Untersuchung der Vorfälle beauftragen soll. Dazu rief die katholische Kirche ein zweijähriges Forschungsprojekt ins Leben.
Dem Erzbistum Hamburg sind nach Angaben eines Sprechers 14 betroffene Männer und Frauen bekann. Zwölf hätten sich an das Erzbistum gewandt, zwei weitere seien nur namentlich bekannt. Die Anzeigen stammen zumeist aus dem Jahr 2010, als deutschlandweit Missbrauchsfälle für Aufsehen sorgten. Betroffene sollen für eine Mitarbeit gewonnen werden, sofern sie es wünschen. Mit einigen sei schon individuell eine Aufarbeitung der Geschehnisse begonnen worden. „Wir haben aber gemerkt, dass das nicht reicht”, sagte der Sprecher.
Daher sei der Beirat berufen worden, dem neben Vertretern der Pfarrei Neubrandenburg und des Erzbistums etwa die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher, angehört. Ihre Behörde sei Ansprechpartner für Unrechtsfälle, die sich zwischen 1945 und 1990 in der Region ereigneten, sagte sie. Zudem sollen die Externen in dem Beirat dazu beitragen, die Geschehnisse transparent zu machen. Externes Fachwissen soll der Stralsunder Chefarzt für Psychiatrie und Professor an der Universität Greifswald, Harald J. Freyberger, einbringen.
Der im Neubrandenburger Fall verantwortlich gemachte Priester Hermann-Josef Timmerbeil war 1979 gestorben. Timmerbeil hatte sein Amt in Neubrandenburg von 1946 bis 1975 inne. Weitere Vorwürfe sind dem Erzbistum zufolge aus Dömitz, Gadebusch, Graal-Müritz, Grevesmühlen, Neustadt-Glewe, Neustrelitz, Tessin, Waren, Warin, Wismar und Wittenburg bekannt.