Archäologie

Prerower Bürgermeister findet uraltes Boot an der Ostsee

Prerow / Lesedauer: 3 min

Am Wochenende hat die Ostsee einen archäologischen Glücksfall am Darßer Weststrand freigelegt. Er könnte aus dem Mittelalter stammen. Die Bergung gestaltete sich schwierig.
Veröffentlicht:26.01.2022, 21:13

Von:
  • Ingmar Nehls
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Ein Team vom Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege unter der Leitung des Unterwasserarchäologen Dr. Jens Auer hat am Mittwoch Teile eines Einbaums am Darßer Weststrand zwischen Prerow und Born geborgen. Noch ist unklar, wie alt die Wrackteile sind. „Dafür müssen Holzproben genommen werden. Einbäume wurden über einen langen Zeitraum mit derselben Technik hergestellt. Er könnte mittelalterlich sein oder sogar steinzeitlich”, sagte die ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerin Annette Weidemann dem Nordkurier.

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Prerower Bürgermeister entdeckte Bootsteile

Entdeckt wurden die Bootsteile bereits am Samstag von Prerows Bürgermeister René Roloff, der auch Vorsitzender des Fördervereins zur Heimatpflege und des Darß-Museums ist. Nach größeren Stürmen sucht er regelmäßig den Weststrand nach Wrackteilen ab und meldete bereits mehrere Funde dem Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege.

Der Einbaum lag unter dem Strandsand und einer Torfschicht. Der Sturm am vergangenen Donnerstag hatte den Einbaum freigespült. Gut möglich, dass viele Spaziergänger daran vorbeigegangen sind, ohne zu ahnen, was da am Strand lag. Viel Zeit blieb den Entdeckern und Helfern nicht, um die Teile zu sichern. Ein Teil des Einbaums hatte die Ostsee bereits mit sich fortgerissen.

Laut Annette Weidemann war er auf einer Länge von 3,20 Meter und einer Breite von 60 Zentimetern erhalten. Der rückseitige Teil war schon weg. „An einer Seite war er leider verschoben, so dass sich schon andeutete, dass die Bergung nicht leicht wird. Zudem war das Holz im vorderen Bereich bereits aufgeschwemmt und porös”, erzählt Annette Weidemann, die Beisitzerin im Förderverein Freundeskreis Archäologisches Landesmuseum ist.

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Ursprünglicher Plan wurde verworfen

Gleich nachdem sie von René Roloff über den Fund informiert worden war, kontaktierte sie Dr. Michael Schirren, Dezernent des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, der eine schnelle und genauere Dokumentation empfahl und dafür eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit auf den Weg gab.Für den dramatischen Fall, dass der Einbaum noch vor der Bergung fortgerissen wird, wollten die Bodendenkmalpfleger so viele Messdaten und Fotos wie möglich zur Verfügung haben. Darum fuhren Renè Roloff, sein Sohn Johannes und Annette Weidemann am Sonntag zum Weststrand, ausgerüstet mit Eimern, Handfegern, Messpunkten und Markierungsleisten. Am Fundplatz angekommen, sei ein Teil des Einbaums bereits verlandet gewesen, was günstig für die Dokumentation gewesen sei.

„Nach einer halben Stunde drehte jedoch der Wind und der Einbaum lief mit Wasser voll. Der ursprüngliche Dokumentationsplan musste verworfen werden. So blieb uns nichts anderes übrig, als mit zwei Personen ununterbrochen das Wasser auszuschöpfen. Der Dritte fotografierte jeweils den Bereich, der durch das Ausschöpfen für wenige Sekunden sichtbar war. Auch Barrieren aus Seegras hielten das Wasser nur kurzzeitig auf.Danach schütteten wir wieder etwas Sediment auf den Einbaum und deckten den Platz mit Seegras ab, weil er genau in der Laufzone am Strand lag”, schildert Annette Weidemann den Kampf gegen die Fluten.

Fund komplett unter Wasser

Noch am Sonntag habe man mit Dr. Jens Auer, Dezernatsleiter am Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern für Maßnahmen im Gewässer, die weitere Vorgehensweise besprochen. Der Fund sollte so schnell wie möglich geborgen werden. Auf Grund der Geländeunwegsamkeit und des sensiblen Fundzustandes mussten entsprechende Vorbereitungen getroffen werden. Am Montag habe ein Mitarbeiter des Natureums Prerow den Zustand des Fundes kontrolliert. Bei der Bergung am Mittwoch habe sich bereits eine völlig andere Lagesituation als noch am Sonntag geboten und der Fund sei schon komplett unter Wasser gewesen, was die Bergung als äußerst schwierig gestaltete.