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Obduktionen

Rechtsmediziner zweifeln an der Zahl der Corona-Toten

Rostock / Lesedauer: 3 min

Rostocker Rechtsmediziner gehen aber davon aus, dass die Zahl der Corona-Toten in der Statistik zu hoch ist. Das Gesundheitsministerium von MV will das näher untersuchen.
Veröffentlicht:15.04.2021, 05:30

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Der Direktor der Rechtsmedizin an der Universität Rostock, Andreas Büttner, hat viel häufigere Obduktionen von mutmaßlich an Covid-19 gestorbenen Menschen gefordert. Bisherige Studien unter anderem in Rostock zeigten, dass die Zahl der tatsächlich an dem Virus Verstorbenen niedriger ist, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen, sagte Büttner. Nur mit einer höheren Zahl von Obduktionen und einer vernünftigen Statistik könnten der Bevölkerung Ängste genommen werden, was zu einer Reduzierung der Verunsicherung führen könnte.

Laut der im Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern veröffentlichten Rostocker Studie wurden in den vergangenen Monaten 17 verstorbene Patienten obduziert, bei denen das Virus als todesursächlich registriert wurde. Bei drei von ihnen konnte das Virus als Ursache für den Tod ausgeschlossen werden. „Sie verstarben zweifelsfrei an einer anderen Todesursache“, betonte Büttner. Bei vier von ihnen sind die Untersuchungen zur Todesursache noch nicht abgeschlossen, da noch Ergebnisse von Zusatzuntersuchungen ausstehen. Nur bei zehn Verstorbenen konnte bisher die Virusinfektion als eindeutiger Grund des Todes festgestellt werden.

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Nicht jeder Fall dürfe in die Statistik aufgenommen werden

„Damit wird der allgemeine Eindruck bestätigt, dass man nicht nur an, sondern auch mit dem Coronavirus stirbt“, sagte Büttner. Die Folge davon sei, dass nicht jeder, der stirbt und Corona-positiv ist, in die Statistik aufgenommen werden dürfe. „Damit wird eine viel höhere Sterberate assoziiert, als sie wirklich ist.“ Ein zusätzlicher Effekt der rechtsmedizinischen Untersuchungen könne sein, dass wichtige klinische Daten für künftige Therapien erhoben werden.

Auf die Rostocker Studie angesprochen, reagierte das Gesundheitsministerium zurückhaltend. „Es handelt sich bei den Aussagen um Hinweise, die einer weiteren wissenschaftlichen Betrachtung unterzogen werden müssen. Aus den bisherigen Zahlen der Obduktionen sind derzeit keine sicheren Erkenntnisse abzuleiten. Über eine höhere Obduktionszahl ließen sich gegebenenfalls die genannten Vermutungen bestätigen oder widerlegen“, teilte ein Sprecher mit. Mehr Obduktionen von mutmaßlich an Covid-19 Verstorbenen könnten zur Klärung führen, ob ein Mensch an Corona oder mit Corona verstorben sei.

Ministerium betont: Keine Panikmache

Die Landesregierung würde eine entsprechende Datengewinnung durch die Übernahme der Kosten für die Überführung von Leichnamen an die pathologischen Institute in Mecklenburg-Vorpommern zur Durchführung von Obduktionen unterstützen, hieß es aus dem Ministerium weiter.

Ob mit vermeintlich zu hohen Corona-Todeszahlen Panik und Verunsicherung in der Bevölkerung geschnürt werde, wollte das Ministerium nicht bestätigen. „Laut Studie war bei 58 Prozent die Todesursache Covid-19 die richtige Diagnose, bei 23 Prozent der Verstorbenen ist Covid-19 als Ursache noch nicht ausgeschlossen. Differenzen lassen sich auch im Rahmen der Obduktion von an Covid-19-Verstorbenen nachweisen, wie sie sich für verschiedene Todesursachen nachweisen lassen“, so der Sprecher.