800 Millionen Euro

Rehberg und Amthor kritisieren Schwesigs Vorpommern-Strategie

Wolgast / Lesedauer: 4 min

Jetzt geht auch die CDU in die Wahlkampf-Offensive. Eckhardt Rehberg und Philipp Amthor betonten in ihrer millionenschweren Bilanz für Vorpommern die Gelder vom Bund.
Veröffentlicht:20.07.2021, 20:23
Aktualisiert:06.01.2022, 21:59

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Die Stadt Wolgast ist nicht unbedingt als Fußball-Hochburg zu bezeichnen. Die Amateure des FC Rot Weiß Wolgast kämpfen derzeit gerade mal in der 8. Liga der Landesklasse. Immerhin: Ihr Vorgänger, Motor Wolgast, hatte es zu DDR-Zeiten schon mal in eine der damaligen fünf Zweitligen geschafft. Doch das Wolgaster Sportforum erfreut sich in der Stadt bis heute großer Beliebtheit. Zwölf Vereine mit über 2 000 Sportler trainieren hier.

Jetzt soll die in die Jahre gekommene Anlage für 2,7 Millionen Euro saniert werden. „Wir werden die Tartanbahn erneuern, die Zuschauerränge mit Sitzen ausrüsten, eine neue Rettungsgasse anlegen, einen Garagenkomplex und moderne Toilettenanlagen errichten und einen Wasseranschluss für den Rasen installieren“, schwärmt Bürgermeister Stefan Weigler (CDU). Vom Bund erhält er dafür mehr als zwei Millionen Euro, wie der Chefhaushälter der CDU-Bundestagsfraktion, Eckhardt Rehberg, am Dienstag bei einem Vorort-Termin mitteilte.

Rehberg und Amthor listen Fördermittel vom Bund auf

Rehberg hatte am Wochenende zusammen mit seinem CDU-Kollegen Philipp Amthor die Taschenrechner bemüht, um einmal der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, welch großen Anteil der Bund an der Entwicklung Vorpommerns in der aktuell endenden Legislaturperiode hatte. Die Christdemokraten reagierten damit auf den Vorpommern-Bericht, den zehn Tage zuvor Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und ihr Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) in Greifswald vorgestellt hatten.

Weil der östliche Landesteil von Mecklenburg-Vorpommern einst als überwiegend konservativ wählende Hochburg galt, hatte Schwesig mit einem Vorpommern-Staatssekretär, einem Vorpommern-Rat und einem Vorpommern-Fonds gegen diesen Trend gehalten. Den Posten des Staatssekretär halte er für hochgradig überflüssig, sagt Rehberg, der Dahlemann und Schwesig vorwirft, sich in der gerade gedruckten vorpommerschen Hochglanzbroschüre mit fremden Federn zu schmücken. „Aus vielen Projekten wie der Sanierung des Pommernschlosses Ludwigsburg, die Darßbahn, das Meeresmuseum oder die Erneuerung des Museums in Peenemünde wäre ohne den Bund gar nichts geworden.“

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Fast 800 Millionen Euro für Vorpommern

Insgesamt, so die Rechnung von Rehberg und Amthor, flossen in den vergangenen vier Jahren schätzungsweise fast 800 Millionen Euro Bundesfördermittel nach Vorpommern, oftmals auch dank einer gut funktionierenden Zusammenarbeit im Haushaushaltsausschuss mit der Stralsunder SPD-Abgeordneten Sonja Steffens, wie Rehberg betont.

Allein im Bundesverkehrswegeplan seien gewichtige Projekte auf den Weg gebracht worden, darunter der Ausbau der Bahnstrecke Berlin-Angermünde-Pasewalk-Stralsund auf Tempo 160 für insgesamt 295 Millionen Euro und die Wolgaster Ortsumgehung für 140 Millionen. In den Breitbandausbau vorpommerscher Landkreise investiere der Bund mehr als eine Viertelmilliarde Euro, sagt Rehberg. Für die Neuansiedlung des Helmholtz-Instituts für Molekulare Infektionsforschung in Greifswald stünden 40 Millionen Euro bereit, und am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems entstehe ein neues Fachinstitut für internationale Tiergesundheit.

Mit der Einbeziehung der Peene-Werft in den Bau der Korvette K 130 mit einem Gesamtauftragwert von zwei Milliarden Euro und dem Bau des Mehrzweckkampfschiffs MKS 180 sei auch die ins Schlingern geratene maritime Wirtschaft im Osten des Landes gestärkt worden, sagt Rehberg.

„Nicht nur Leuchtturm-Projekte”

Amthor, der im Unterschied zu Rehberg wieder für den Bundestag kandidiert, verwies darauf, dass allein in Bereich Kultur und Denkmalpflege mehr als 70 Millionen Euro Bundesgelder geflossen seien, darunter 20 Millionen Euro für Schloss Ludwigsburg, zehn Millionen Euro für das Meeresmuseum, über zehn Millionen Euro für die Sanierung der „Alten Physik“ an der Uni Greifswald mitsamt Umbau zum Herrenhauszentrum – und 1,5 Millionen Euro für das Ikareum in Anklam .

„Es waren aber nicht nur diese Leuchtturm-Projekte, die der Bund unterstützte“, sagt Amthor und erinnert an die Sanierung der Schlosskapelle Griebenow (550.000 Euro) oder die Erneuerung des Segelschulschiffs „Greif“, für die der Bund 1,7 Millionen Euro bereitstelle. Allein seit 2019 seien über zwei Millionen Euro in Bauvorhaben in vier große vorpommersche Stadtkirchen und 13 Dorfkirchen, das Kantorhaus Gingst, das Elendenhaus Pasewalk sowie die Burgruine Torgelow gegangen. Dazu hätten vom Bund als weitere Beispiele auch die Sporthallenbau in Altentreptow, die Kulturhaussanierung in Strasburg und die Barther Boddenbühne profitiert.

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