LNG-Terminal

Schwesig und Söder inszenieren sich als Krisenmanager

Lubmin / Lesedauer: 3 min

In der Corona-Pandemie gehörten Markus Söder und Manuela Schwesig zum „Team Vorsicht”. Auch in der aktuellen Energiekrise spielen die beiden in einer Mannschaft – und feilen an ihrem Image.
Veröffentlicht:31.08.2022, 05:57
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  • Author ImageAndreas Becker
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Markus Söder zögerte kurz, überlegte und traute sich dann doch, den flapsigen Spruch los zu werden. „Was macht jetzt der schwarze Söder bei der, ich darf sagen, roten Schwesig?”, stellte der bayerische Ministerpräsident gestern Mittag im vorpommerschen Lubmin jene Frage, die wohl viele Menschen bewegte.

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In der Tat: Ein CSU-Politiker und eine SPD-Politikerin auf gemeinsamer Bootstour auf dem Greifswalder Bodden im äußersten nordostlichen Zipfel Deutschlands – die Energiekrise müsse länder- und parteiübergreifend bekämpft werden, stellte der schwarze Söder fest. Und die rote Schwesig ergänzte, dass Mecklenburg-Vorpommern und Bayern ein gemeinsames Abkommen unterzeichnet hätten, um den schnellen Bau des ersten Flüssiggas-Terminals in Deutschland zu realisieren.

Dass trotz unterschiedlicher Parteienzugehörigkeit und großer geografischer Entfernung die Chemie zwischen den Regierungschef aus dem wirtschaftlich starken Bayern und dem industriepolitisch eher schwachen Mecklenburg-Vorpommern stimmte, zeigte sich schon vor dem offiziellen Termin mit Vertragsunterzeichnung, Pressestatements und Besichtigung der Gas-Anlandestationen in Lubmin.

Söder war per Flieger aus der bayerischen Landeshauptstadt München nach Heringsdorf auf Usedom gejettet – Schwesig war ihm aus dem näheren Schwerin entgegengefahren und gemeinsam traf man sich dann am Dienstagmorgen erstmal zum Frühstück in kleinster Runde.

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Passend dazu der Partnerlook: Beide Politiker waren eher hemdsärmelig und burschikos mit blauer Jeans und blauer Windjacke ausgestattet – anpackend, tatkräftig, so die Botschaft. „In dieser Situation mit explodierenden Strom-, Gas- und Benzinpreisen sind Krisenmanager gefragt”, verkündete Söder selbstbewusst. Dass er und Schwesig nach eigener Einschätzung Krise können, klang in den Statements der beiden Machtpolitiker immer wieder durch.

Dass sich auch Politiker immer mal wieder selbst erfinden müssen, versuchen jetzt in der Energiekrise Schwesig und Söder zu beweisen. Die Ministerpräsidentin aus Mecklenburg-Vorpommern kämpft darum, die Blessuren, die sie aufgrund der jahrelang verfehlten Russland-Politik nach Beginn des Krieges in der Ukraine erlitten hat, vergessen zu machen und sich als Managerin der Energiekrise zu inszenieren.

„Nur durch den Bau von Nord Stream 1 und 2 haben wir überhaupt in Mecklenburg-Vorpommern die Infrastruktur geschaffen, um Gas hier anlanden zu lassen und in ganz Deutschland zu verteilen”, berichtete Schwesig genüsslich unter der wärmenden Ostsee-Sonne.

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Und Söder, der im letzten Jahr bei der Nominierung des CDU/CSU-Kanzlerkandidaten scheiterte, wies unmissverständlich darauf hin, dass die Reisen der Bundesregierung nach Katar, Norwegen oder Kanada bisher das Gasproblem in Deutschland nicht gelöst hätten. Motto: Habeck und Scholz jetten durch die Welt – und gehen leer aus. Bayern aber handelt mit Mecklenburg-Vorpommern vor Ort – und schickt sogar Verwaltungsbeamte in den hohen Norden, damit das Genehmigungsverfahren für den LNG-Terminal in Lubmin bis Dezember durch ist.

Und endlich dringend benötigtes Gas in deutsche Haushalte und Unternehmen fließt. „Das ist heute kein bilaterales Abkommen, sondern ein Beitrag zur Energiesicherheit, der deutschlandweit zu spüren sein werde”, so Söder und Schwesig voller Inbrunst. Sagten es – und verabredeten gleich den Gegenbesuch im Süden. Machtpolitiker suchen und finden sich.