Benachteiligung
Seenplatte-Landrat schimpft über zu viel Solar auf kostbarem Agrarland
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Deutsche Presse-Agentur
Einen deutlich stärkeren Ausbau von Solarenergieanlagen in Städten hat der Landrat des Kreises Mecklenburgische Seenplatte, Heiko Kärger (CDU), angemahnt. Es gebe bei Solarenergie ein großes Ungleichgewicht zwischen ländlichen Regionen und großen Städten, sagte Kärger in Neubrandenburg. Allen müsse klar sein, dass der Boden die Menschen auch in Zukunft noch ernähren soll. Zudem gehörten die Strompreise für Verbraucher im Nordosten jetzt schon zu den höchsten in Deutschland, was die Akzeptanz für erneuerbare Energie bei den Menschen nicht fördere.
Immer mehr landwirtschaftliche Nutzflächen mit Solar belegt
Die hohen Strompreise unter anderem wegen hoher Leitungsgebühren hatte auch MV–Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) schon mehrfach kritisiert. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist mit rund 5500 Quadratkilometern Fläche mehr als doppelt so groß wie das Saarland und so der mit Abstand größte Landkreis in Deutschland. Kärger ist auch Vorsitzender des Landkreistages MV, des Dachverbandes der sechs Großkreise in Mecklenburg-Vorpommern.
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Vor allem auf den Dächern großer Mietshäuser, die von größeren Wohnungsgesellschaften betrieben werden, sowie auf Verwaltungshäusern müssten deutlich mehr Solaranlagen installiert werden, erklärte Kärger. Das werde auch der Kreis auf seinen Gebäuden umsetzen. Werden dagegen immer neue Solarparks geplant, wie derzeit unter anderem auf einer Fläche von mehr als 100 Hektar bei Kittendorf, sorge das auch für hohe Planungskosten bei den Kreisverwaltungen. Experten zufolge verteuert Energieproduktion auf Agrarflächen die Preise für landwirtschaftliche Nutzflächen immer weiter und damit auch die Nahrungsmittelproduktion insgesamt.
Agri–Photovoltaik als Lösung?

In einigen Regionen, wie bei Tützpatz im Norden des Landkreises, planen Energieerzeuger sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlagen. (Mehr dazu hier.) Dabei stehen Solaranlagen auf hohen Gestellen, um darunter noch Pflanzenanbau zu ermöglichen. Bei Tützpatz will der Energiekonzern Vattenfall in Kürze mit dem Bau einer solchen Anlage auf 95 Hektar Fläche beginnen und verschiedene Agri–Photovoltaik–Anlagen testen. In Tützpatz ist eine Leistung von 76 Megawatt geplant.
Nach Einschätzung des Solarenergieverbandes MV liegt der Nordosten bei der Nutzung der Sonnenenergie bundesweit im unteren Drittel. Die Potenziale würden bisher nicht den Möglichkeiten entsprechen.