MeToo im Landtag
Sexismus-Vorwurf von Nadine Julitz trifft AfD doppelt
Schwerin / Lesedauer: 2 min

Marlis Tautz
MeToo hat den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern erreicht. In einer persönlichen Erklärung hatte die SPD-Abgeordnete Nadine Julitz am Mittwochabend den Vorwurf von Sexismus gegen Mitglieder der AfD-Fraktion erhoben. Ihr Auftritt wurde in den sozialen Medien mehrere Zehntausend Mal angesehen und kommentiert.
Die Vorsitzende der Linksfraktion, Simone Oldenburg, stellt klar, dass Sexismus nicht geduldet werden darf. „Sexismus hat im Parlament, am Arbeitsplatz, im Alltag und nirgendwo etwas verloren.“ Sie betont, dass allein die Betroffenen darüber entscheiden, „ob sie eine Bemerkung als Kompliment auffassen oder ob es ein vergiftetes Kompliment oder gar eine sexuelle Belästigung für sie ist“.
Emotionaler Auftritt hatte ein Vorspiel
Der Auftritt von Nadine Julitz hatte ein Vorspiel, wie sie gestern auf Nordkurier-Anfrage erklärte. Schon in der vergangenen Sitzungswoche habe der AfD-Abgeordnete Jens-Holger Schneider eine anzügliche Bemerkung über ihr „sehr knappes Kleid“ gemacht, als sie auf dem Weg ans Rednerpult war. Sie habe sich umgehend gegen die Pöbelei gewehrt und diese später in einem Post kommentiert. Der AfD-Abgeorndete Thomas de Jesus de Fernandes griff den Zwischenfall am Mittwoch in der Genderdebatte erneut auf – als Beleg dafür, dass es kaum noch möglich sei, einer Frau ein Kompliment zu machen.
„Daraufhin habe ich mich zu einer persönliche Erklärung entschlossen, die dann sehr emotional ausgefallen ist”, sagt Nadine Julitz. Die Bemerkung seinerzeit sei „kein Kompliment, sondern Sexismus“ gewesen. „Und außerdem ein Versuch, mich als Politikerin zu erniedrigen und einzuschüchtern.” Die große Resonanz in den sozialen Medien habe sie überrascht. Von „zieh dir was anderes an” bis Rückdeckung sei alles dabei gewesen.
Meistens sind „Herren im Landtag höflich”
„Mehrere Leute haben mir berichtet, dass bei ihnen zu Hause über mein Statement diskutiert wurde”, schildert sie. „Erstaunlicherweise mussten sie feststellen, dass schon Jugendliche von 15, 16 Jahren über Erfahrungen mit dem Thema Sexismus berichten konnten.”
Christel Weißig, fraktionslose Abgeordnete, erinnert sich noch gut an die anmaßende Bemerkung des AfD-Mannes. „Das war eine Unverschämtheit“, sagt sie. Ihrer Einschätzung nach handelte es sich dabei aber eher um eine Ausnahme. „Grundsätzlich erlebe ich die Herren im Landtag höflich und respektvoll“, betonte sie.
Nadine Julitz hat ihre Reaktion auf die Äußerungen auf ihrem Instagram-Kanal geteilt: