Proteste
▶ So viele Teilnehmer wie noch nie bei Corona-Demos in MV
Rostock / Lesedauer: 5 min

Bis zu 17.000 Menschen hatten sich am Montagabend in 20 Städten Mecklenburg-Vorpommerns versammelt und auf verschiedene Weise gegen Corona-Maßnahmen und eine Impfpflicht protestiert. Die Proteste und "Spaziergänge" fanden laut Polizei teils ohne Anmeldung statt und hatten so viel Zulauf wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Es sei überwiegend friedlich geblieben. Die meisten Demonstranten versammelten sich in Rostock, wo es zu kleineren Rangeleien mit der Polizei kam.
Im ganzen Land fanden Demonstrationen in rund 20 Städten statt. Hier ist ein Überblick:
Aktualisierung: 21.12.2021 - 15 Uhr: Die Teilnehmerzahlen für mehrere Orte wurden ergänzt, sowie Ribnitz-Damgarten und Bergen hinzugefügt. Korrektur: Wolgast wurde aus der Karte entfernt. In Wolgast soll am Montag keine Versammlung stattgefunden haben. Dort ist am Mittwoch wieder eine angemeldet.
Nachdem bereits in der Vorwoche so viele Menschen wie nie zuvor gegen die Corona-Einschränkungen protestiert hatten, sind auch in der Seenplatte wieder einige tausend Menschen zu den sogenannten Spaziergängen zusammengekommen. Allein in Neubrandenburg zählte die Polizei mehr als 2.000 Teilnehmer. 750 waren es in Waren, knapp 500 bei einer unangemeldeten Demonstration in Neustrelitz und weitere in Malchow und Röbel. Lesen Sie hier einen Überblick für die Seenplatte.
Der Protestzug auf dem Neubrandenburger Ring im Zeitraffer:
Auch in Vorpommern wurde demonstriert. In Anklam waren es etwa 250 Personen.
Am Montag meldete das zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales erstmals, dass die für Covid-Patienten vorgesehen Intensivbetten in Mecklenburg-Vorpommern belegt seien. Die Zahl der Patienten mit Covid-19 in den Krankenhäusern stieg auf 415, das waren 28 mehr als am Sonntag. Hier gibt es die Zahlen für Montag im Überblick.
Größte Demonstration in Rostock
In Rostock haben sich am Montagabend nach Polizeiangaben in der Spitze bis zu 10.000 Demonstranten versammelt, um gegen Corona-Maßnahmen und Impfpflicht zu protestieren. Es gab zunächst keinen Demonstrationszug. Mehrere Hundert Menschen kamen auf dem Marktplatz zusammen und forderten Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) auf, sich zu zeigen. Unklar war, ob er überhaupt im Rathaus war. Später zogen bis zu 10.000 Demonstranten am Stadthafen zurück in die Innenstadt.
Die Polizei machte durch Lautsprecherdurchsagen aufmerksam, dass es eine nicht genehmigte Veranstaltung ist. Es kam zu kleineren Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizei und größeren Verkehrsbehinderungen in der Rostocker Innenstadt. Mund-Nasen-Masken trugen die meisten Teilnehmer nicht. Auf Plakaten stand etwa „Wir sind alle nicht an der Zwangsimpfung interessiert“ oder „Corona-Terror. Erst der Maulkorb. Dann die Freiheitsberaubung. Jetzt die Impfpflicht?“
Am Ende des Aufzuges habe es zwei vorläufige Festnahmen gegeben und es sei Pfefferspray eingesetzt worden, da Teilnehmende versucht hätten, eine Absperrung der Polizei zu durchbrechen. Das schrieb eine Sprecherin der Polizei am Abend in einer Bilanz. Insgesamt sei die Polizei mit 320 Einsatzkräften vor Ort gewesen.
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2.500 Teilnehmer in Schwerin
In Schwerin zählte die Polizei zum Start einer angemeldeten Demonstration rund 2.500 Teilnehmer. Beim Marsch durch die nordwestliche Innenstadt hätten sich aber weitere Personen der bislang größten Corona-Demonstration in der Stadt angeschlossen, hieß es.
Masken wurden ungeachtet der dringenden Empfehlung durch Behörden und Polizei nicht getragen, die Mindestabstände nur selten eingehalten. Auf Transparenten und in vereinzelten Sprechchören wandten sich die Demonstranten gegen eine allgemeine Impfpflicht.
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Bis zu 330 Demonstranten in Wismar für „freie Impfentscheidung“
In Wismar zählte die Polizei bis zu 330 Menschen bei einem Demonstrationszug unter dem Motto „Keine Spaltung der Gesellschaft, freie Impfentscheidung!“. Die Teilnehmer zogen etwa eine Stunde durch die Innenstadt. Zeitgleich waren in Gadebusch (Nordwestmecklenburg) bis zu 30 Personen zusammen gekommen. Polizisten hatten sie zur Einhaltung des erforderlichen Mindestabstandes aufgefordert, so eine Polizeisprecherin. Die Demonstration sei nach knapp einer Stunde störungsfrei beendet worden, jedoch habe keine Anmeldung vorgelegen. Somit leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ein. In beiden Städten seien etwa 50 Polizisten im Einsatz gewesen.
380 folgten Aufrufen in Ludwigslust-Parchim
Im Landkreis Ludwigslust-Parchim fanden laut einem Polizeisprecher vier Demonstrationen statt, bei denen sich laut Schätzung insgesamt rund 380 Personen beteiligt hatten. Auch sie protestierten gegen die derzeit geltenden Corona-Beschränkungen und gegen eine Impflicht, so der Sprecher. Die Proteste seien aus Sicht der Polizei insgesamt friedlich geblieben.
In Plau am See hatte die Polizei demnach eine angemeldete Demonstration von rund 100 Personen durch die Innenstadt begleitet. Dort seien keine Verstöße gegen die erteilten Auflagen festgestellt worden.
In der Parchim fand ein sogenannter Spaziergang statt, der nicht angemeldet war. Dabei seien rund 60 Personen durch die Innenstadt gezogen. Die Polizei nahm dort die Personalien von mehreren Teilnehmern auf, um einen Initiator zu finden. Auch dieser Protestmarsch sei friedlich geblieben.
Auf dem Marktplatz in Boizenburg trafen sich ebenfalls am Montagabend etwa 120 Personen. Nach Angaben des Sprechers bildeten sie einen nicht angemeldeten Aufzug, der durch die Innenstadt zog. Auch dort nahm die Polizei Personalien von mehreren Teilnehmern auf. Zudem soll ein Teilnehmer einen Polizisten bedrängt und sich anschließend polizeilichen Maßnahmen widersetzt haben. Nachdem Polizisten ihn durchsuchten, fanden sie bei ihm ein Multitool mit Taschenmesser. Gegen den Mann wird nun ermittelt.
Auch in Ludwigslust gab es einen nicht angemeldeten Protestmarsch, mit laut Polizei bis zu 100 Teilnehmern in der Innenstadt. Zu Störungen sei es dort nicht gekommen.
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