Naturphänomen
Treibsand an der Ostsee – es passierte schon einmal
Kühlungsborn / Lesedauer: 2 min

Maximilian Tabaczynski
Mit Schaufeln, einem Eisschlitten und Überlebensanzügen musste die Freiwillige Feuerwehr Kühlungsborn zuletzt eine Familie aus dem Treibsand am Ostseestrand retten. Sturmflut und Wassermassen hatten dafür gesorgt, dass der Sand seine Festigkeit verlor. Immer wieder blieben Leute stecken. Der Sand sei an einigen Stellen so mit Wasser gesättigt, dass er weniger dicht gelagert ist, hieß es von der Feuerwehr und aus dem Umweltministerium in Schwerin. Doch wie lange kann es dauern, bis man wieder Stand auf dem Strand hat?
Schon vor zwei Jahren Treibsand-Vorfall
Der Nordkurier fragte den Meeresgeologen Prof. Dr. Helge Wolfgang Arz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde: „Der Sand wird nicht dauerhaft in seiner jetzigen Form blieben. Er wird sich wieder verfestigen.
Es ist eine Frage der Zeit, bis sich der wassergesättigte Bereich absetzt und der Untergrund wieder kompakter wird.“ Und weiter: „Je feiner das schluffige Sediment ist, umso länger könnte es dauern.“ Der Forscher geht davon aus, dass sich die Bereiche in den kommenden Wochen wieder verfestigen werden. Dies sei aber abhängig von der Anzahl und Stärke der Stürme und dem Wasserstand.
Wehrführer Maik Garkisch von der Feuerwehr Kühlungsborn fasst dies treffend zusammen: „Sobald die Sonne länger scheint und es trocken bleibt, wird der Treibsand wieder fest.“ Er hat Erfahrung mit dem tückischen Strand-Sand. Schon vor zwei Jahren musste die Kameraden eine Frau, die hüfttief im Sand steckte, bei Seegang retten. „Der Boden ist manchmal an kleinen Stellen, wie ein weicher Teppich. Wer dann in ein Wasserloch tritt, sackt sofort ein“. Er empfiehlt, sobald der Boden etwas weicher wird, sofort zurück auf den letzten festen Standpunkt zurückzugehen.
Emir macht das Wetter
Es braucht also trockenes Wetter. DWD-Meteorologin Anne-Kathrin Brätsch erklärt: „Das Wetter an der Ostsee wird in den nächsten Tagen durch Ausläufer des Orkantiefs Emir dominiert. Für Kühlungsborn ist davon auszugehen, dass es immer wieder zu Regen und Schauern kommt und keine längere Trockenperiode in Aussicht ist. Starke Stürme und Sturmflut sind aber nicht zu erwarten.“
Dass es übrigens an Seen, wie der Müritz oder dem Tollensesee, zu Treibsand kommen könnte, schloss Meeresgeologe Prof Dr. Arz aus. „Die Seen sind viel zu klein, dass dort überhaupt eine solche Dynamik zum Ausspülen der Strandbereiche entsteht. Da sinkt man eher ein, wenn man im Schlamm des Schilfgürtels stecken bleibt.“