StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernVersenkt Trump doch noch die Ostsee-Pipeline?

Nord Stream 2

Versenkt Trump doch noch die Ostsee-Pipeline?

Lubmin / Lesedauer: 2 min

Unmittelbar vor der Küste von MV – in den Tiefen der Ostsee – hat sich die Gaspipeline Nord Stream 2 zu einem weltpolitischen Zankapfel entwickelt. Steht das Milliarden-Projekt jetzt sogar auf der Kippe?
Veröffentlicht:12.08.2020, 23:35

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Seit mittlerweile sieben Monaten herrscht Stillstand beim Weiterbau der neuen Gaspipeline von Russland nach Deutschland. Die US-Sanktionen haben den Bau lahm gelegt. Das lange Warten auf die Fertigstellung der Leitung lässt jetzt selbst bei involvierten Firmen den Glauben an einen Erfolg des Projekts sinken.

Investoren schlagen Alarm

So sieht laut Medienberichten der beteiligte Energiekonzern Uniper ein wachsendes Risiko für das Scheitern des Projekts. Da die USA ihre Anstrengungen intensiviert hätten, Sanktionen gegen die Gasleitung von Russland nach Deutschland durchzusetzen, habe „sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Verzögerungen im Bau der Gasleitung oder überhaupt nicht zu einer Fertigstellung kommt“, schreibt Uniper in einem Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2020.

Bei einem Aus für die Pipeline müsse Uniper „gegebenenfalls den für Nord Stream 2 bereitgestellten Kreditwert berichtigen“ und könne geplante Zinserträge „nicht realisieren“, schreibt das Nachrichtenmagazin Spiegel. Uniper ist mit 950 Millionen Euro an der Finanzierung der Gasleitung beteiligt. Das Geld ist nach Uniper-Angaben bereits komplett geflossen.

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Deutschland zwischen den Fronten

Hintergrund der Uniper-Skepsis: US-Präsident Donald Trump kritisiert Nord Stream 2 seit Langem. Er wirft Deutschland vor, es lasse sich militärisch vor Russland schützen, verschaffe Moskau aber gleichzeitig hohe Einnahmen aus Gasexporten. Ende 2019 hatte Trump erste Strafmaßnahmen gegen am Gaspipeline-Bau beteiligte Firmen in Gang gesetzt. Vor Kurzem hatte die US-Regierung eine Ausweitung der Sanktionen angedroht. „Grundsätzlich betrachten wir die Entwicklung der Sanktionen mit Sorge“, sagte Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck.

23,4 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie wird durch Gasverbrennung erzeugt. Aus Russland kommen 40 Prozent davon, einen ähnlich großen Anteil bezieht Deutschland aus Norwegen. Durch den schrittweisen Atomausstieg und den mittlerweile auch festgezurrten Ausstieg aus der Kohle-Energiegewinnung ist Deutschland auf einen stabilen Energie-Ersatz angewiesen.

USA haben andere Energie-Interessen

Trumps Amerika würde die deutsche Energielücke gerne mit seinem eigenen Alternativprodukt füllen – dem Fracking-Gas. Durch diese Technologie haben sich die USA innerhalb weniger Jahre zum größten Erdgasproduzenten der Welt entwickelt. Allerdings ist Russland auf diesem Feld auch ein strategischer Rivale der USA.

Derzeit fehlt zur Fertigstellung der Ostsee-Pipeline nur noch ein rund 160 Kilometer langes Teilstück, von dem 120 Kilometer in dänischen und mehr als 30 Kilometer in deutschen Gewässern unweit der dänischen Insel Bornholm verlaufen.