Benzin und Diesel
Viel rauf, wenig runter - die Spritpreis-Tricks der Ölkonzerne
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Jörg Spreemann
Angesichts der Rekordpreise an den Zapfsäulen lassen sich die Ölkonzerne immer neue Raffinessen einfallen, um Autofahrer an der Nase herumzuführen und die Nutzung von Vergleichsapps weniger nützlich zu machen.
Wie erste Auswertungen für den Monat März ergeben haben, ist die Zahl der täglichen Änderungen an den Preistafeln rapide angestiegen. Demnach haben Tankstellen in Deutschland im Durchschnitt 41mal täglich die Preise geändert, hat eine Auswertung des Vergleichsportals „Mehr-Tanken” ergeben. Im Januar hatte den Angaben zufolge die Wechselfrequenz noch bei 23 Änderungen täglich gelegen, im November 2021 sogar bei durchschnittlich nur sieben Preissprüngen.
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Die Ölkonzerne müssen seit mehreren Jahren jede Preisänderung an die Markttransparenzstelle des Bundeskartellamtes melden, damit Verbraucher die Möglichkeit zum Vergleich erhalten. Auf diese Daten haben die Anbieter von Internetportalen und Handy-Apps Zugriff. „Mehr-Tanken” hat so nach eigenen Angaben die Daten von 15.000 Tankstellen in Deutschland ausgewertet.
Die Daten des Vergleichsportals machen auch sichtbar, dass die Ölkonzerne zusätzlich das Preisniveau im Ländervergleich schwanken lassen. Zählten vor einigen Wochen noch die Tankstellen im Nordosten noch zu den günstigsten bundesweit, hat sich das Blatt aktuell vollkommen gewendet.
Laut Tagesvergleich vom Donnerstag war das Tanken in Mecklenburg-Vorpommern bei Benzin und Diesel am deutschlandweit am teuersten. Auch Brandenburg lag noch über dem Bundesschnitt. Die Unterschiede zu den günstigsten Ländern Thüringen und Saarland lagen bei elf Cent bei Benzin und sechs Cent bei Diesel. In Brandenburg tankten Autofahren um zwei bis drei Prozent günstiger als in MV, lagen aber noch über dem Bundesschnitt.
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Laut Marktbeobachtern sind momentan die Kraftstoffpreise im Vergleich zu Mitte März wieder abgesackt. Demnach lag der Rückgang bei Benzin um etwa 22 Cent je Liter, bei Diesel um 26 Cent. Der Preissprung seit Januar zum Beispiel bei Diesel ist damit erst um ein Drittel wieder ausgeglichen worden.
Der ADAC hält die Kraftstoffpreise weiter für unangemessen hoch. Vor dem Hintergrund sinkender Ölpreise und einem stärkeren Euro seien die Kraftstoffpreise massiv überteuert gewesen und auch heute in ihrer Höhe nicht mehr erklärbar. „Trotz der Sondereffekte durch den Krieg in der Ukraine muss die Normalisierung der Marktlage weitergehen und so die Preise an den Tankstellen weiter sinken”, so der Automobilclub. Der ADAC begrüße die angekündigte verstärkte Beobachtung der Raffinerien und des Großhandels durch das Bundeskartellamt.