Während Corona höchste Quote an Sitzenbleibern in MV
Schwerin / Lesedauer: 2 min

Andreas Becker
Sitzen geblieben: Die Zahl der Schüler, die eine Klasse wiederholen müssen, ist in Deutschland deutlich gestiegen. Mehr als 150.000 Kinder und Jugendliche waren zuletzt betroffen. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Die Zahl der Betroffenen lag damit um mehr als 60.000 über dem Schuljahr 2020/21 – ein Zuwachs von 67 Prozent.
Die bundesweite Quote der Wiederholer stieg damit von 1,4 Prozent im Schuljahr 2020/21 auf 2,4 Prozent im vergangenen Schuljahr – und lag damit höher als noch vor der Pandemie. „Am höchsten war der Anteil der Wiederholer mit fünf Prozent in Mecklenburg-Vorpommern“, so die Statistiker. Die niedrigste Quote verzeichnete Berlin mit 1,2 Prozent.
Bildungspolitische Maßnahmen greifen nicht
Dass MV auf dem letzten Platz rangiert, lässt die Opposition nicht ruhen. „Die Bildungsministerin sollte jetzt endlich die rosarote Brille abnehmen. Dass es nicht gelungen ist, die schon in den letzten Jahren hohen Zahlen zu senken, ist erschreckend. Dass Mecklenburg-Vorpommern es im Schuljahr 2021/2022 geschafft hat, bundesweit den Spitzenplatz einzunehmen und den eigenen Wert im Vorjahresvergleich zu verdoppeln, ist selbst für hiesige Verhältnisse ein extrem schlechtes Zeichen“, wetterte Torsten Renz, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in Richtung Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke).
Maßnahmen, mit denen Unterrichtsdefizite aus der Corona-Pandemie ausgeglichen werden sollten und die auf Vorschlägen des Bildungsministeriums beruhten, scheinen in MV nicht zu greifen. „Die Hiobsbotschaften häufen sich, nur Frau Oldenburg überhört die Signale“, kritisiert Renz.
Mehr Wochenstunden für Lehrer?
Für die AfD meinte Enrico Schult: „Obwohl die Corona-Inzidenzen in MV relativ niedrig waren, gab es die härtesten Regeln, bis hin zu Schulschließungen. Das Ergebnis sehen wir jetzt.“ Auch das teure Programm „Aufholen nach Corona“ habe offenbar seine Wirkung verfehlt, sagte Schult. Oldenburg sagte, dass in der ersten Phase der Corona-Pandemie durch die vorherige schwarz-rote Landesregierung alle Versetzungsbestimmungen außer Kraft gesetzt worden seien. Das sei richtig gewesen, um keinen Schüler zu benachteiligen. Allerdings seien vorhandene Defizite durch Versetzungen erhöht worden – deshalb sei es richtig, dass diese Ausnahmeregelungen nicht mehr gelten.
Oldenburg weiter: „Wichtig ist, dass wir das Leistungsniveau grundsätzlich nicht gesenkt haben. Deshalb können Schüler, die die Leistungen nicht erbringen, nicht versetzt werde.“ Indes ist nach dem Vorschlag der Kultusministerkonferenz, die Wochenstunden für Lehrer anzuheben, in MV eine hitzige Diskussion zum Lehrernotstand entbrannt.