Feine Sahne ausgeladen
Warum will Demmin Punkrocker nicht sehen?
Demmin / Lesedauer: 3 min

Robert Kiesel
„Aus der Region, für die Region“ – dieses Motto ist für die die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ mehr als eine hohle Phrase. Ihre Mitglieder kommen aus Städten wie Demmin oder Jarmen, Auftritte in der Provinz zählen für sie zum guten Ton. „Wir kommen vom Dorf und wollen den Leuten vor Ort auch was bieten, das ist unser Anspruch“, fasst Trompeter Max Bobzin das Credo der Gruppe zusammen.
Vor Ort selbst wiederum ist die Band aber anscheinend nicht immer gern gesehen. Jüngstes Beispiel: Demmin. Dort sollte die Veröffentlichung des neuen Albums mit einem Konzert gefeiert werden – zunächst in der Halle eines privaten Bau-Unternehmens, später in der städtischen Friesenhalle. Beides scheiterte.
"Ich hatte der Band schon zugesagt"
„Wir hatten permanent das Gefühl, Steine in den Weg gelegt zu bekommen“, erklärt Max Bobzin. Sein Vorwurf: Die Behörden hätten das Konzert nicht nur von vornherein abgelehnt. Sie hätten auch private Vermieter dazu gedrängt, es ihnen gleichzutun.
Tatsächlich erklärt Falko Schmidt, Demminer Niederlassungsleiter der Firma Beermann Bohrtechnik: „Ich hatte der Band schon zugesagt, hätte ihr die Halle sogar mietfrei zur Verfügung gestellt.“ Dann jedoch sei ihm und seinem Arbeitgeber der Verfassungsschutzbericht des Landes „zugeflattert“. In diesem ist die Band, deren Mitglieder sich offen als Antifaschisten bezeichnen, seit 2011 jährlich vertreten.
Verein öffnet der Band die Burg Klempenow
„Der lag plötzlich auf dem Tisch“, erinnert sich Schmidt. Angesichts dessen und anderer „Warnungen von außen“ war die Halle fortan tabu. „Das wäre sicher ein ganz schönes Theater geworden, mit Polizei und vielleicht sogar Nazis. Wir wollten Ruhe und Frieden“, so Schmidt. Woher der Bericht kam, will er besser nicht verraten. Es sei aber auch eine Behörde beteiligt gewesen, lässt Schmidt wissen.
Günther Behnke, Leiter des Demminer Ordnungsamts, räumt ein, bei den „Bedenken“ seiner Behörde gegenüber einem Konzert der Band in der Friesenhalle habe auch der Verfassungsschutzbericht eine Rolle gespielt. Weitere Informationen zur Band seien „öffentlichen Internetforen“ entnommen worden. Fehler bei der Anmeldung sowie Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten dazu beigetragen, den Auftritt unwahrscheinlich werden zu lassen.
Schmierereien und Aufkleber nach Konzert
Tatsächlich war die Band im November 2012 im Lübecker Speicher in Demmin aufgetreten. Im Anschluss war laut Behnke „ein Großteil der Innenstadt mit linksextremen Schmierereien und Aufklebern versehen.“ Für die Beseitigung der Schäden habe die Stadt 418 Euro aufwenden müssen.
Das Ende vom Lied: Feine Sahne Fischfilet spielen nicht in Demmin. Stattdessen rockt die Band die Burg Klempenow. „Dort hat die Anmeldung eine halbe Stunde gedauert“, erklärt Max Bobzin. Das Konzert war in nur sechs Stunden ausverkauft, 500 Fans werden erwartet. Undine Spillner vom Burgverein Kultur-Transit-96 will sie mit offenen Armen empfangen: „Wir sind gern Gastgeber und haben die Burg von uns aus angeboten.“
Zu den Diskussionen rund um den Auftritt der Band in Demmin sagt sie: „Es ist einfach schade, wenn eine Band aus der Region, die deutschlandweit Hallen füllt, ausgerechnet hier nicht mehr spielen soll.“ Ihre Befürchtung: Dass sich die Musiker am Ende die Frage ihres Albumtitels „Bleiben oder gehen“ wörtlich nehmen. Statt zu bleiben könnte sich Feine Sahne Fischfilet dann fürs Gehen entscheiden.