Weihnachtsgruß
Was ist uns wirklich lieb und teuer?
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Jürgen Mladek
Ungeimpft und ohne aktuellen Test – Maria und Josef würden auch heute nicht in einer Herberge unterkommen, und mehr muss man zu diesem bedrückenden Weihnachten 2021 eigentlich nicht mehr sagen. Außer vielleicht noch, dass Jesus heute nicht zwölf Jünger haben könnte, sondern maximal zwei, und das auch nur, wenn sie aus einem gemeinsamen Hausstand kommen. Dieser Mann aber scherte sich nicht um welt- und menschenfremde Regeln. Er nahm sogar – ohne Maske – Leprakranke in den Arm. Lepra! Die Aussätzigen...
„Keine roten Linien mehr” – auch keine christlichen Werte
In Berlin verjagen die Behörden derweil ungeimpfte Obdachlose von den Bahnsteigen. Und ich selbst darf mich gerade mal drei Monate nach dem Tod meiner Mutter zu Weihnachten nicht mit meinen Brüdern treffen, um gemeinsam in dankbarer Erinnerung unsere Familientraditionen zu pflegen, weil einer meiner Brüder sich nicht hat impfen lassen.
Es ist der Bruder, der meiner Mutter am nächsten war, als es dem Ende entgegen ging, und wenn ich jetzt so lese und höre, wie abfällig, ja hasserfüllt einige unserer Politiker über Leute wie ihn reden, nur weil er eine persönliche Entscheidung völlig legitim anders getroffen hat als ich, dann bedrückt es mich, dieselben Politiker jetzt in ihren Weihnachtsansprachen salbungsvoll über christliche Werte reden zu hören – nur damit sie dann, spätestens nach den Feiertagen, wieder sagen, dass es jetzt im Kampf gegen das Virus „keine roten Linien“ mehr geben dürfe. Keine christlichen Werte und auch keine Grundrechte, weil die längst zur Verfügungsmasse einer Politik im Panikmodus geworden sind.
Liebe und Respekt – darum geht es an Weihnachten
Ich habe übrigens nichts gegen die meisten „Maßnahmen“, mich stören aber ganz entschieden die gnadenlose Rhetorik und die Maßlosigkeit, mit der Dinge von oben herab verordnet werden. Uns als Bürgern bleibt in diesen Zeiten nur, die Feiertage zu nutzen, um darüber nachzudenken, was uns wirklich lieb und teuer ist im Leben, welche echten Bedürfnisse wir haben und mit wem und womit wir die uns verbleibende Zeit verbringen wollen. Und um diese kostbaren Dinge, die auch ganz klein sein können, ziehen wir dann unsere eigene rote Linie.
Wir passen gut darauf auf, wir lassen da niemanden ran. Aber wir begegnen einander dabei mit Liebe und Respekt, nicht nur an Weihnachten. Egal ob christlich, weltlich oder einfach menschlich: Wenn es in diesen Zeiten eine gemeinsame Aufgabe für uns alle gibt, dann ist es, mit dem Aburteilen und Verurteilen aufzuhören. In diesem weihnachtlichen Geist wünsche ich allen Lesern eine friedliche Zeit und die Kraft für Optimismus und Mitmenschlichkeit.