Untersuchungsausschuss

Welche Rolle spielt SPD-Chef im Landtag in der Awo-Affäre?

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Ein intimer Kenner der Wohlfahrt sagt am Montag im Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Awo-Affäre aus. Dabei geht es auch um die Awo-Vergangenheit von Thomas Krüger.
Veröffentlicht:03.05.2020, 17:10
Aktualisiert:

Von:
  • Author ImageAndreas Becker
Artikel teilen:

Es waren turbulente Zeiten Ende 2016/Anfang 2017: An der Müritz war gerade die Awo-Affäre mit üppigen Gehältern, Vetternwirtschaft und Kontrollversagen von Vorständen inklusive staatsanwaltlicher Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue an die Oberfläche geschwappt, da bekam offenbar so mancher hochrangiger Awo-Funktionär in anderen Kreisverbänden kalte Füße. Wie beispielsweise der heutige Fraktionschef der SPD im Landtag Mecklenburg-Vorpommern, Thomas Krüger.

„Fast fluchtartiger” Rückzug aus Vorstand der Awo Demmin

Der heute 50-Jährige hatte „fast fluchtartig” – so hieß es in Kreisen von Landtag und Wohlfahrt – Ende 2016 den Awo-Vorstand Demmin verlassen. Der SPD-Politiker begründete dies damals offiziell mit seiner neuen Tätigkeit als Fraktions-Chef im Landtag. Der Rückzug aus dem Vorstand verlief eher still und heimlich, erinnern sich ehemalige Mitstreiter im Regionalverband der Awo Demmin. Einer, der mit Thomas Krüger lange Zeit zusammen gearbeitet hat, ist Awo-Demmin-Geschäftsführer Klaus Schmidt. Und genau dieser Klaus Schmidt sitzt am Montag im Zeugenstand des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA).

Thomas Krüger hatte seinerzeit nach eigener Auskunft im November 2016 die Entscheidung zum Ausstieg aus dem Awo-Vorstand getroffen – sechs Monate nach Beginn der Awo-Affäre an der Müritz und drei Monate nachdem der Nordkurier die Verflechtungen seiner damaligen Demminer Vorstandskollegen mit ihren privaten Firmen aufgedeckt hatte. Im politischen Schwerin gab es durchaus Zweifel, ob der neue Posten als Fraktions-Chef im MV-Landtag wirklich der Grund für seinen plötzlichen Awo-Rückzug gewesen sei. Schließlich war Krüger zuvor Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion – und da hatte er gewiss nicht weniger zu tun gehabt.

Wirtschaftliche Abhängigkeiten in Awo-Kreisverbänden

Spannend in dem Zusammenhang: Im September 2016 hatte Krüger seine Awo-Vorstandskollegen noch verteidigt. Krüger, der Beisitzer im Vorstand war, hatte seinerzeit darauf hingewiesen, dass der Awo-Regionalverband vor Jahren in schweres Fahrwasser geraten sei. Der Vorstand sei zurückgetreten. „Da haben sich dann Leute gefunden, die bereit waren, die Karre aus dem Dreck zu ziehen”, so Krüger. Man könne diese Leute doch heute nicht dafür bestrafen, dass sie ihre geschäftlichen Beziehungen zur Awo trotz der Wahl in den Vorstand fortgesetzt hätten.

Doch genau diese personellen Verbindungen und wirtschaftlichen Verstrickungen sind es, die die Awo und andere Wohlfahrtsverbände in den vergangenen Jahren in Misskredit gebracht haben. Kurz nach Bekanntwerden der gegenseitigen Abhängigkeiten im Jahr 2016 waren sowohl der Vorstand der Awo Müritz als auch die Führungsspitze des Demminer Vorstandes von ihren Ämtern zurückgetreten.