Verzögerung bei Sanierung
Abstriche bei Schloss-Projekt in Kummerow nötig
Kummerow / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Eigentlich sollten längst Handwerker am Schloss-Ensemble in Kummerow wirbeln. Doch die Sanierung der Nebengebäude an der Ostseite muss weiter warten. Denn noch steht die Finanzierung nicht. Die Baukosten haben sich erhöht. Das verzögert nun das Millionen schwere Projekt. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer. CDU-Bundestagsabgeordneter Eckhard Rehberg hat bei einem Besuch am Montag in Kummerow Förderung in Aussicht gestellt. Der Bund könne die Hälfte der Kosten tragen. Das stimmte Schloss-Direktorin Aileen Kunert zuversichtlich. „Als Familie stehen wir hinter diesem Projekt, es ist auch das Vermächtnis meines Vaters“, sagte sie. Torsten Kunert, der das Schloss Kummerow vor dem Verfall gerettet hat, war im März verstorben. In seinem Sinnen soll das Haus weitergeführt werden. Dazu gehören auch die Pläne für die Nebengebäude. Die Arbeiten können jedoch erst beginnen, wenn das Geld dafür da ist.
Wicht ist die geplante Gastronomie
Wie wichtig eine Sanierung wäre, hob Aileen Kunert noch einmal hervor. Das Ensemble ist denkmalgeschützt. Besonders erhaltenswert sei der große Pferdestall mit seinem historischen Gebälk. Vor einigen Jahren war bereits das einsturzgefährdete Dach notgesichert worden. Doch das sei inzwischen erneut in Not und müsse ein zweites Mal gesichert werden. Das müsste als erstes gemacht werden, damit das Gebäude nicht verfällt. Ziel sei es aber, dass Biberschwänze als Ziegel wieder aufs Dach kommen. Am wichtigsten sei dann die geplante Gastronomie im angrenzenden Zuchtpferdestall. Die werde dem Schloss weiterhelfen und dessen Erhalt sichern. Deshalb wolle man hier an den ursprünglichen Plänen festhalten. Im Gebäude und in der so genannten Schwarz-Küche – hier wurde früher auf Feuer gekocht, wobei viel Ruß entstanden war – sollen Ferienunterkünfte und Hotelzimmer sowie Gastronomie entstehen. Denn das fehle im Ort, sei aber touristisch wichtig.
Besucheransturm nach Corona-Lockerungen
Im großen Pferdestall sollen dagegen Abstriche gemacht werden. Eigentlich waren hier Ausstellungsflächen vorgesehen, wo Videokunst und Installationen gezeigt werden sollten. Doch das könne voraussichtlich aus Kostengründen nicht realisiert werden. Das Projekt sehe nun eine eingeschränktere Nutzung vor. Der Ausbau-Standard werde nicht mehr so hoch sein, wie geplant. „Wir mussten irgendwo ein Ersparnis-Potenzial finden“, erklärte Aileen Kunert. Der große Pferdestall sei ein besonderer Bau, der erhalten werden sollte. Dabei stieß sie bei Eckhard Rehberg auf offene Ohren. „Ich bin über jeden positiv Verrückten dankbar, der ins Land kommt“, meinte er. Schließlich prägten Schlösser und Gutshäuser das Land, MV brauche diese Ankerzentren wie Kummerow.
Dass das Interesse am Schloss-Ensemble und der Region wächst, das spürt Aileen Kunert jetzt besonders. Obwohl zwei Monate wegen der Corona-Pandemie das Herrenhaus mit seinen Ausstellungen geschlossen bleiben musste, gebe es bereits einen Besucherrekord. Seit Pfingsten seien bereits über 1500 Menschen nach Kummerow gekommen, allein am ersten Wochenende 500. Die Leute seien kulturhungrig, so Kunert. Während sonst eine Saison schleppend angelaufen war, sei das dieses Jahr erfreulich anders. Seit 2016 ist das Schloss für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.