Ehrenmal Teterow
Angehörige fassungslos nach Diebstahl von Gedenktafeln
Teterow / Lesedauer: 3 min

Thomas Koch
Sie musste mit den Tränen kämpfen. Worte zu finden, das fiel der 68-jährigen Rostockerin schwer. Gestern hatte Roswitha Bergmann sich auf den Weg nach Teterow (Landkreis Rostock) gemacht. Das macht sie immer wieder mal. Neben der Burgwallinsel hat sie dabei vor allem ein Ziel: Das Ehrenmal in den Teterower Heidbergen. Ihr Urgroßvater war Teterower, ist im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen. Eine Tafel am Ehrenmal erinnerte seit Jahrzehnten an den Gefallenen und viele andere Teterower, die aus dem Feld nicht mehr nach Hause gekommen sind. Diese Tafel gibt es nicht mehr. Sie ist vor wenigen Tagen gewaltsam herausgebrochen worden und verschwunden (der Nordkurier berichtete).
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Ein Schlag ins Gesicht für die Hinterbliebeneen
Was zurück geblieben ist, das ist zerborstenes Mauerwerk und jede Menge Entsetzen über diese unfassbare Tat. „Wessen geistig Kind muss man sein, um so etwas tun. Einfach nur unfassbar. Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Opfer und ihre Hinterbliebenen“, stand Roswitha Bergmann am Freitag traurig vor dem Ehrenmal in den Heidbergen. Der Diebstahl der Kupferplatten war am Mittwoch von Spaziergängern bemerkt worden. Umgehend wurden Polizei und Teterower Stadtverwaltung informiert.
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Stemmeisen genutzt?
Nur kurze Zeit später waren Mitarbeiter der Kommunaltechnik vor Ort. „Die Platten müssen mit brachialer Gewalt herausgebrochen worden sein. Dazu braucht man schon ein Stemmeisen oder anderes schweres Werkzeug“, sagt der Chef der Teterower Kommunaltechnik Adi Schlaak. Die Ehrenmaltreppe haben seine Mitarbeiter mittlerweile wieder vom heraus gebrochenen Putz gereinigt. Was bleibt, ist eine große „Wunde“ an dem historischen Bau, die weit über den Diebstahlschaden hinausgeht.
Fotos der gestohlenen Tafeln als Vorlage nötig
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Kriminelle am Ehrenmal vergriffen haben. Schon vor fünf Jahren wurden hier Tafeln gestohlen. Allerdings nicht mit den Namen von Kriegsopfern. Dass die jetzt verschwundenen Platten ersetzt werden, das steht nach Aussage von Adi Schlaak fest. Jetzt heißt es aber erst einmal, im Stadtarchiv zu recherchieren, ob es Fotos von den gestohlenen Tafeln gibt. Denn ohne die Vorlage sei ein Ersatz nicht möglich.
Vandalismus macht betroffen
Schlaak ist entsetzt über die unfassbare Tat: „An Wahnsinn ist das nicht zu überbieten“, hält er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Die herausgebrochenen Gedenktafeln sind schon der dritte Fall von schwerem Vandalismus in der Bergringstadt in diesem Jahr. Im April hatten Unbekannte ein 30 000 Euro teures Spielgerät in Brand gesetzt. Nur wenige Wochen später wurde das Vereinsheim der Teterower Tennisspieler komplett verwüstet, ein Schaden von mehreren tausend Euro angerichtet. In diesen Fällen sucht die Polizei ebenso nach den Tätern, wie bei den verschwundenen Tafeln am Ehrenmal.