Bald kein Rettungshubschrauber mehr in Güstrow?
Güstrow / Lesedauer: 3 min

Es soll nur ein kurzes Telefonat gewesen sein, das der Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Rostock mit dem Sozialministerium geführt hatte. Doch das Gespräch schlägt jetzt Wellen. Was dem Rettungsdienst-Chef da kurz und knapp angeblich mitgeteilt wurde, würde nicht weniger als das Ende der seit 30 Jahren von Güstrow aus fliegenden Luftrettung bedeuten. Das Sozialministerium beabsichtigt demnach offenbar, den Rettungshubschrauber Christoph 34, der auch zu zahlreichen Einsätzen in die Mecklenburgische Schweiz abhebt, abzuziehen und nach Nordwestmecklenburg zu verlegen.
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Auch wenn es nun aus dem Ministerium heißt, dass man noch am Anfang eines Prozesses stehe und alles erst einmal nur ein Vorschlag sei, sieht man im Landkreis den Hubschrauber nun bereits davon schweben. Grund ist nicht zuletzt eine E-Mail aus dem Ministerium, aus der die Absicht hervorgehe, den Vertrag über die Luftrettung am Standort Güstrow zu beenden. „Ohne eine Begründung“, wie Lars Schwarz (CDU) als Vorsitzender des Eigenbetriebsausschusses des Landkreises berichtet. Der Ausschuss hat inzwischen in einem Schreiben an das Sozialministerium dieser Vorgehensweise deutlich widersprochen. Zwar liegen Entscheidungen zur Luftrettung tatsächlich beim Schweriner Ministerium. „Doch der Wegfall des Standortes Güstrow hätte natürlich massive Auswirkungen auf den gesamten Rettungsdienst im Landkreis Rostock“, gibt der CDU-Politiker zu bedenken. Zu befürchten sei, dass die Hilfsfristen sich verlängern würden. Gerade für den südlichen, ländlichen Bereich des Landkreises, aber auch in den Urlaubszentren an der Ostseeküste seien erheblich negative Folgen absehbar, heißt es in dem Schreiben des Ausschusses.
Nur drei Standorte der Luftrettung im Land
Ministeriumssprecher Alexander Kujat bestätigte am Freitag gegenüber dem Nordkurier Überlegungen zu Veränderungen im Luftrettungssystem. „Wir haben im Land drei Standorte für Rettungshubschrauber: in Neustrelitz, Greifswald und Güstrow. Daran ist zu sehen, dass ein Landesteil nicht gut bestückt ist“, sagt Kujat. Deshalb werde erwogen, auch in Schwerin oder Ludwigslust/Parchim einen Stützpunkt für einen Rettungsflieger einzurichten. Ob dies nun ein zusätzlicher sein wird oder eine Verlegung infrage kommt, sei noch nicht entschieden. „Dabei steht der Standort Güstrow besonders auf dem Prüfstand“, räumt Kujat ein. Doch er betont auch, dass es dazu noch vieler Gespräche mit allen Beteiligten bedarf, vielleicht auch noch eines Gutachtens. Solche Entscheidungen würden nicht mal eben am Telefon bekannt gegeben. Die Prüfung der Standorte könnte noch Monate oder gar Jahre dauern.
Auch der Landkreis Rostock hofft nun auf Gespräche mit allen Vertragspartnern und würde gern ein Gutachten sehen, das bewertet, welche Folgen eine Verlegung des Hubschraubers aus Güstrow hätte, so heißt es in dem Schreiben an das Sozialministerium. Zeit bleibt dafür noch. Laut Lars Schwarz kann der Vertrag über die Luftrettung in Güstrow frühestens Ende nächsten Jahres gekündigt werden.