Bürgermeister stoppt Fällung von Ivenacker Eichen
Ivenack / Lesedauer: 3 min

Die 24 Ivenacker Eichen, die in den nächsten Tagen gefällt werden sollten, haben mindestens eine Gnadenfrist bekommen. Bürgermeister Roy Lüth teilte am Dienstag mit, dass er die geplante Fällung der schlanken Säuleneichen an der Ortsdurchfahrt erst einmal gestoppt hat. Sie sollten weggenommen werden, weil die Wurzeln Schäden an Häuserfundamenten, an Gehwegen und Versorgungsleitungen anrichten. Zudem könnten Anwohner und Bewohner des Pflegeheims auf den schmalen und angehobenen Gehwegen schlecht gehen oder mit dem Rollstuhl fahren.
„Es wäre ein Massaker, wenn diese Eichen gefällt werden”
Der Druck von außen war offenbar zu groß geworden, sodass sich der Bürgermeister Klarheit verschaffen wollte, dass mit der Genehmigung von 2018 – als er noch nicht Bürgermeister war – alles rechtens ist. Der Verein Freunde der Kirche in Nossendorf, Kunst und Natur bei Demmin, kontaktierte den Bürgermeister, die Tourismuskoordinatorin und den Landkreis Seenplatte, weil er um jeden Preis die Eichen retten wollte. Der Alleenschutz des BUND schaltete sich ein. „Ich habe auch viele Anrufe bekommen“, erläuterte Roy Lüth.
„Wir fühlen uns für alle Belange in der Region und am Kummerower See verantwortlich“, erläuterte Hans Jürgen Syberberg, Vorstand des Nossendorfer Vereins. Besonders natürlich in puncto Kultur, Natur und Tourismus. Schließlich würden auch Touristen im Umland von Demmin gern nach Ivenack fahren. „Es wäre ein Massaker, wenn diese Eichen gefällt werden“, sagte. Das sei keine gute Reklame für ein Dorf, das Touristen in den Ort holen will. Der Verein habe sich die Eichen angesehen und kann nicht verstehen, dass alle Eichen in der Eichenallee vom Stamm geholt werden sollen. Die Gehwege hätten keine starken Beschädigungen. Es gebe Möglichkeiten gegen Wurzelschäden an Versorgungsleitungen.
Bäume werden noch mal alle einzeln angeschaut
„Wenn andere Lösungen machbar gewesen wären, hätten wir sie auch ins Auge gefasst“, sagte Lüth. Die Bürgersteige müssten aber in so einem Zustand sein, dass Behinderte mit Rollstühlen nicht auf der Straße fahren müssen. Das gehöre zur Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde. Das sei er auch den Touristen schuldig. Im vergangenen Jahr hat sich eine Frau beim Stolpern so stark an der Hand verletzt, dass sie nach Nordkurier-Informationen nicht mehr arbeiten kann.
Der Nossendorfer Verein verwies auf einen Beschluss zum Schutz der Gemeindebäume aus dem Jahr 2005, bei dem bei Beschädigungen eine Strafe bis zu 100.000 Euro angedroht wird. Syberberg denkt auch darüber nach, diese für die Eichen einzuklagen. Er spricht vom Vortäuschen falscher Tatsachen. Katharina Dujesiefken, Alleenexpertin des BUND, weiß zwar, dass das Dorf denkmalgeschützt ist und die Naturschützer dann nichts zu sagen haben. Hier entscheide allein die Denkmalpflege. Sie findet es trotzdem jammerschade, dass die Eichen gefällt werden sollen, und fordert, wieder eine Allee zu pflanzen, wenn tatsächlich alle Bäume wegmüssen.
So weit ist es aber noch nicht. „Es wird innerhalb der nächsten 14 Tage einen Vororttermin geben“, sagte der Bürgermeister nach einer Besichtigung mit dem Stavenhagener Bauamtsleiter. Denkmalpflege, Naturschutzbehörde und Bauamt würden alle dabei sein. Jeder Baum werde einzeln angeschaut, ob er erhaltenswert ist. „Oberste Prämisse ist aber die Verkehrssicherheit.“