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Gastronomie

Curry statt Bockwurst – ein Inder versorgt Teterow mit internationaler Küche

Teterow / Lesedauer: 3 min

Ausländische Gastronomie hat in MV schon lange keinen Exotenstatus mehr. Und so  speist man auch in Teterow gern wie die Hindus. Aber immer noch mit Messer und Gabel.
Veröffentlicht:27.05.2023, 10:57

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So ein Ganesha ist eine super Sache. Er beschützt und räumt Hindernisse aus dem Weg Der freundliche Hindu–Gott mit dem Elefantenkopf erweist sich insofern als recht praktikabel für den Alltag. Man muss nur an seine Kraft glauben, ihn täglich bitten und mit dem Duft einiger Räucherkerzen verwöhnen. Die beleibte Bronzefigur auf dem Tresen hilft auch Raijwinder Kumar. Und das, obwohl dieser schon 20 Jahre im christlichen wie atheistischen Abendland arbeitet.

Statt Bier und Bockwurst gibt es Hühnchen Masala

So hat der Inder mit seinem exotischen Restaurant mitten in der Mecklenburg auch wenig Schwierigkeiten, wie er sagt. „Es ist schön hier. Die Menschen sind freundlich und mögen das indische Essen“, meint der dunkeläugige Mann sanft nach einem anmutigen Händefalten als Gruß, so wie es auf dem Subkontinent üblich ist. Manche mögen's sogar scharf. Dabei kocht Raijwinder Kumar traditionell indisch und nicht etwa an den deutschen Gaumen angepasst, wie er betont. Das heißt: Aufwändig, mit vielen tropischen Gewürzen wie Kurkuma, Schwarzkümmel, Koriander, Chili, Ingwer, Nelken, Curryblättern.

Wer hätte noch vor rund drei Jahrzehnten gedacht, dass in dem Ringstädtchen Teterow mit seinen damals noch vielen typisch deutschen Kneipen, wo zum Bier Bockwurst und bestenfalls Schweinebraten aufgetischt wurde, man eines Tages ganz selbstverständlich Hühnchen Masala und Lamm Mughlai zu sich nehmen würde? Oder sich an einem chinesischen Bufett mit Wan Tan, Dim Sum und Chop Suey den Magen füllen würde?

Etwas orientalischer Glamour ist auch dabei

„Fast alle wollen inzwischen das indische Essen. Am liebsten trinken die Leute Lassi, eine Art Yoghurt, und Yogi–Tee — den Schwarztee mit vielen Gewürzen“, sagt Kumar. Und wer nicht, bekommt hier nicht etwa Schnitzel. Nein, dann zaubert der Inder auch italienische Küche, mitten in Norddeutschland. Eine wild gemixte Rezeptur, wie auch der Name des Restaurants „Taj Palast“ für das Stübchen in einer engen mittelalterlichen Teterower Ringstraße. Man speist hier also nicht etwa in einem luftigen Palast des Südens auf dem Boden sitzend mit den Fingern der rechten Hand wie in Indien oftmals üblich, sondern sitzt auf gediegenen Holzstühlen der einstigen Stammtischbierkneipe von „Männe“ Mertens. Einige glitterbesetzte Bildnisse der indischen Mythologie und von exotischen Tigern an den Wänden immerhin verheißen etwas orientalischen Glamour, und schwupps, ist man im Taj Palace von Teterow.

Der freundliche Inder aus dem Norden des Megalandes am Ganges ist bereits bestens akklimatisiert: Seine drei Kinder sind in Deutschland geboren und besuchen hier die Schule. Und akklimatisiert hat sich Raijwinder Kumar im wahrsten Wortsinn: Wenn die Quecksilbersäule hierzulande auf mehr als 30 Grad steigt, kommt selbst er ins Schwitzen. „Das ist mir zu heiß“, sagt der Inder, der ja eigentlich subtropische Temperaturen gewöhnt sein dürfte. Die Zeit in Deutschland mit entsprechenden Minusgraden haben ihm mittlerweile nämlich ein „dickes Fell“ beschert. In seiner Heimat würde es der Mann derzeit gar nicht mehr aushalten. „Da herrschen mittlerweile mitunter 49 Grad!“

Willkommen im Taj Palast Teterow!
Willkommen im Taj Palast Teterow! (Foto: Silke Voß)

Die Sprache fiel ihm anfangs schwer, aber auch das hat unter anderem Ganesha gerichtet. Deutsche Küche indes ist noch immer nicht sein Ding. Als höflichem Inder freilich kommt ihm solch ein direktes Urteil über unsere fett– und salzgeladene Küche nicht über die Lippen. Nein, vielmehr garniert Raijwinder Kumar dies mit der Erklärung, dass er als Hindu schließlich kein Schwein zu sich nimmt — und schon gar kein heiliges Rind.