Das Klima verändert sich – und das spürt auch der Wald
Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Eigentlich ist es ein uraltes Verfahren. Doch das Forstamt Stavenhagen entdeckt die Tannensaat gerade neu. Zusammen mit Sechstklässlern der Reuterstädter Gesamtschule wurden jetzt auf 30 Flächen im Revier Wolfskuhle jeweils 200 Samen der Weißtanne ausgestreut. „Langsam und stetig wollen wir diese Baumart etablieren“, erklärte Forstamtsleiter Ralf Hecker. Es ist ein Pilotprojekt, in dem es um einen nachhaltigen Waldumbau geht. Sonst werde eher aufgeforstet, sprich Setzlinge in die Erde gesetzt. Mit der Aussaat will die Forst nun neue Erkenntnisse gewinnen, wie sie dem Klimawandel entgegentreten kann.
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Grundsätzlich betrachtet sei das Wurzel-System hierbei gesünder, weil die Wurzeln nicht gekappt werden und den Ort wechseln, so Hecker. Die Weißtanne komme besser mit der Trockenheit klar als andere Baumarten. Sie könne mit ihren Wurzeln in tiefere Bodenschichten vordringen und sei dadurch gut gegen Trockenstress und Stürme, aber auch Nässe gewappnet.
Nadeln und Borke unterscheiden sich
Die Fichte dagegen leidet mit ihren flachen Wurzeln unter dem Klimawandel, deshalb sterben so viele Bäume ab. Ganze Fichtenbestände sind bereits vernichtet. Das Forstamt hat indes das Saatgut der Weißtanne selbst produziert. Im Herbst wurden im Revier Panstorf 36 Kilogramm Samen geerntet, dann gereinigt und pilliert, haben also einen Tonmantelkern bekommen, damit sie sich besser ausbringen lassen.
Viel anders aussehen wird der Wald später aber nicht. Nur wer genauer hinschaut wird erkennen, dass die Borke der Weißtanne im Vergleich zur Fichte hellgrau ist. Auch die Nadeln unterscheiden sich ein wenig. „Wir hoffen, dass die Saat im Frühjahr aufgeht“, sagte Hecker. Nur aus jedem fünften Samen werde vielleicht ein Baum. „Das Wild findet die Weißstämme besonders lecker, die sind für sie ein Leckerli“, erklärte er. Es könne aber gelingen, dass Tannen ohne Schutz aufwachsen, wie sie im Revier Panstorf stehen. Dort gebe es alte Bäume und dessen „Nachwuchs“, die so genannte Verjüngung, sei schon drei Meter hoch. Was Verbiss heißt, das bekamen auch die Sechstklässler bei ihrer Exkursion erklärt. Bei dieser durften sie nicht nur beim Aussäen helfen, sondern haben mit Forstleuten auch dokumentiert, welche jungen Bäume von Wild angeknabbert wurden. Dieses Gutachten soll Aufschluss geben, ob man jagdlich dagegensteuern, also mehr Wild schießen muss. „Ein gewisser Verbiss ist normal“, so Hecker. Aber es müsse eine Balance da sein. 60 Prozent Verbiss stellten sie bei Bergahorn und Esche fest.
Mensch gegen Maschine anschaulich dargestellt
Die Schule war auf das Forstamt zugekommen, um die Waldarbeit kennenzulernen. „Im Winter können wir zeigen, womit wir uns beschäftigen“, sagte Hecker. Die Maschinen sehe man nur zu dieser Jahreszeit. So ging es auch um die Holzernte, die an einem kleinen Vergleich veranschaulicht wurde: Mensch gegen Maschine.
Der Harvester schaffte dabei 18-mal schneller Bäume zu fällen, als der Förster manuell mit der Motorsäge. Waldpädagoge Jörg Hellwig ließ zudem die Schüler Stämme vermessen, um Fest- und Raummeter zu berechnen – Mathe in der Natur. Unterstützt hat die Exkursion die Bio-Eichenmühle Basepohl. Wie Lehrerin Christine Witt sagte, sei der Wald Thema im Biologieunterricht der 6. Klasse.