Pendlerfrust

Der lange Weg zur Arbeit wird immer teurer

Pribbenow / Lesedauer: 3 min

Ricarda Düvier arbeitet im zehnten Jahr als Sachbearbeiterin im MV-Landtag. Dafür fährt sie fast täglich 280 Kilometer. Auf die Kraftstoffpreise mag sie derzeit gar nicht schauen.
Veröffentlicht:26.10.2021, 19:55

Von:
  • Eckhard Kruse
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Das frühe Aufstehen und das späte Nachhause-Kommen, beides gehört im Leben von Ricarda Düvier dazu. Jeden Morgen steht sie um 4 Uhr in Pribbenow auf. Um 5 Uhr startet sie ihren Pkw, um von dem Stavenhagener Ortsteil zur Arbeit nach Schwerin zu fahren. Es sind 139 Kilometer Fahrt und im Schnitt zwei Stunden bis zu ihrem Job in der Landtagsfraktion der Partei „Die Linke” in Schweriner Schloss. Dazu kommen zwei Stunden für die Rückfahrt, wenn es nicht gerade Baustellen gibt. So ist sie immer gegen 18.15 oder 18.30 Uhr zu Hause.

Direkten Draht zur Landespolitik

Sie möchte ihren Job in der Landeshauptstadt nicht missen. „Ich arbeite im zehnten Jahr in Schwerin. Doch ich bin noch nie mit einem unguten Gefühl zur Arbeit gefahren”, betont Düvier. Sie habe so tolle Kollegen, ein gutes Arbeitsklima und würde den Job als Sachbearbeiterin für Finanzen und Personal nie aufgeben wollen. Ihre Chefin ist die Fraktionsvorsitzende der Linken, Simone Oldenburg, die momentan in Koalitionsverhandlungen steckt. Auch mit ihr habe sie einen sehr guten Kontakt.

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Doch wenn Ricarda Düvier derzeit auf die Kraftstoffpreise schaut, die dermaßen in die Höhe geschnellt sind, beschleicht sie ein ziemlich mulmiges Gefühl. „Dann wird einem richtig schlecht”, sagt sie. Vor ein paar Wochen gab die Pribbenowerin noch 70 Euro pro Woche für Diesel aus. Nun seien es schon 110 Euro. Das macht ein Plus von 40 Euro. „Autofahren wird bald zum Luxus”, sagt sie. Denn auch Ersatzteile und Reparaturen würden teurer. Durch all diese Mehrkosten habe sie wenig Verständnis für Ideen, die Pendlerpauschale abzuschaffen.

Zugfahren? „Keine Option für mich”

Meistens arbeitet sie vier Tage in der Woche in Schwerin und einen Tag im Homeoffice. In den Wochen, in denen der Landtag Sitzungswochen hat, müsse sie aber alle fünf Tage in Schwerin anwesend sein. Die 42-Jährige weiß zwar, dass sie von Stavenhagen auch mit dem Zug fahren könnte. „Zugfahren ist aber keine Option für mich”, erläuterte sie.

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Man müsse immer umsteigen, entweder in Bützow oder in Bad Kleinen, um nach Schwerin zu kommen. Im Winter, wenn bei Schneefall auch mal Züge ausfallen, stehe man schnell auf einem dieser Bahnhöfe und müsse auf den nächsten Anschlusszug warten, findet sie. Das sei bei Wind, Wetter und Kälte keine Option. Erst recht nicht, wenn sie dann noch zu spät zur Arbeit kommt. Dann bleibe für sie nur die Fahrt mit dem Auto.

Froh über kurze Sitzungen

Eine Zeit lang war Ricarda Düvier auch Stadtvertreterin für die Linken in der Reuterstadt Stavenhagen. Derzeit ist sie im Sozialausschuss der Stadtvertretung aktiv und hat zuletzt auch über die Möglichkeiten für die beiden Jugendklubs nachgedacht. Das ist für sie wichtig. Doch bei solchen Sitzungen ist sie auch immer froh, wenn sie am Abend nicht allzu lange dauern. Denn am nächsten Morgen geht es um 5 Uhr wieder los nach Schwerin.