Neuerung
Diese Aufkleber auf Mülltonnen in der Seenplatte könnten Leben retten
Rosenow / Lesedauer: 4 min

Kirsten Gehrke
Es ist gerade zwei Wochen her, als zuletzt auf der Rosenower Deponie die Bänder wegen einer Brandmeldung gestoppt werden mussten. Am 1. Mai brannte es in der Abfallstation Friedland. Und auch die Stavenhagener Feuerwehr wird den Großbrand in einem Bunker des EEW–Müllkraftwerkes in der Stadt im November nicht so schnell vergessen.
Falsche Entsorgung ist brandgefährlich
Falsch entsorgte Lithium–Ionen–Batterien sind immer häufiger die Ursache für Brände in Müllfahrzeugen, Sortier– oder Verwertungsanlagen — darauf hat jetzt der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs–, Wasser– und Kreislaufwirtschaft (BDE) in Rosenow aufmerksam gemacht. Gemeinsam mit dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, der Ostmecklenburgisch–Vorpommerschen Verwertungs– und Deponie GmbH (OVVD) und dem Entsorgungsunternehmen Remondis Seenplatte startete der Verband in Rosenow am Dienstag die Kampagne „Brennpunkt Batterie — Keine Akkus einwerfen“. 80.000 rote Aufkleber sollen dafür demnächst an Hausmüll–, Papier– und Gelbe Tonnen im Seenplatte–Kreis angebracht werden.

In Notebooks, Handys, Rasenmäher–Robotern, Spielzeug, selbst in der Glückwunschkarte, die Happy Birthday singt, oder in Blink–Schuhen für Kinder gibt es kleine Batterien und Akkus. Sogar eine kleine Knopfzelle einer Digitalkamera könne brandgefährlich werden, wenn sie falsch entsorgt werde, sagte BDE–Sprecher Bernhard Schodrowski.
Kleinste Erschütterungen könnten Brand auslösen
Täglich würden in Deutschland falsch entsorgte Akkus und Batterien 30 Brände in Entsorgungsbetrieben auslösen. Kamen im Jahr 2018 circa 52.000 Tonnen Gerätebatterien in den Umlauf, sei diese Menge 2021 auf 63.000 Tonnen angestiegen. Und die Tendenz sei weiter steigend. „Das ist die Pest der deutschen Entsorgungsfirmen“, so Schodrowski. Wenn die Akkus unkontrolliert reagierten, entstehe ein Kurzschluss und Wärme. Es reiche eine kleinste Erschütterung, die einen Brand auslösen könne.
Durchschnittlich einmal im Monat gebe es eine Brandmeldung in Rosenow, sagte OVVD–Geschäftsführer Eiko Potreck. Dann stoppe die automatische Brand-Überwachung die Aufbereitungsanlage und lösche punktgenau die Hitzenester, die ihre Ursache zumeist in defekten Akkus hätten. Etwa neunmal im Jahr müsse die Feuerwehr ausrücken, die bisher Schlimmeres verhindern konnte. Immer weiter werde die Anlage aufgerüstet, zuletzt sei ein Löschsystem mit eingebauter Hotspot–Technik sowie Sprühwasserlöschanlage eingebaut worden. Wärmebildkameras sollen vor Brandherden warnen. Doch all dies könne die Brandgefahr nicht 100–prozentig bannen. Auch sei eine Löschhilfsgruppe eingerichtet worden, die Schläuche verlegen kann, noch bevor die Feuerwehr eintrifft. Diese brauche dann nur noch die ausgelegten Schläuche zu übernehmen.
Müllfahrer sind großer Gefahr ausgesetzt
Doch schon die Mitarbeiter auf den Müllfahrzeugen seien einer großen Gefahr ausgesetzt, hieß es. Mit 140 Fahrzeugen sammele das Unternehmen Müll ein, erklärte Remondis–Seenplatte–Geschäftsführer Florian Roesberg. „Rund 15 bis 20 Mal kommt es vor, dass die Ladung brennt“, so Roesberg. Des Öfteren mussten schon qualmende Fuhren auf die Straße gekippt werden, damit die Sammel–Fahrzeuge, die mit Pressen ausgestattet sind, nicht abbrennen. 650 bis 900 Tonnen Müll werden am Tag in Rosenow angeliefert, dort abgekippt und zerkleinert.

Brände aber könnten ganz leicht verhindert werden, wenn jeder seine Batterien richtig entsorgen würde. Wie Torsten Fritz, Beigeordneter beim Seenplatte–Landkreis, sagte, gibt es im Landkreis 14 Wertstoffhöfe, wohin die Batterien gebracht werden können, damit sie recycelt werden. Bernhard Schodrowski wies daraufhin, dass der Einzelhandel verpflichtet sei, Batterien zurückzunehmen, gleiches gelte für Einweg–E-Zigaretten. Letztere hält der BDE–Sprecher für eine große Materialverschwendung. Das Material in sieben Zigaretten entsprächen einer Akku–Leistung eines Handys.
Brandschäden könnten sich auf Müllgebühren auswirken
Mit der Aufkleber–Aktion wolle man nun die Verbraucher für dieses Thema sensibilisieren, so Schodrowski. Torsten Fritz hob dabei auch den Umweltaspekt hervor, denn jede Batterie im Hausmüll sei eine zu viel. „An erster Stelle steht für mich jedoch die Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Entsorger.“ Im Ernstfall könnten die Aufkleber also auch Leben retten. Den Bürgern müsse zudem bewusst sein, dass Schäden von Bränden sich am Ende auf die Abfallgebühren auswirken würden. Für die Einwohner werde es dann teurer.