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Standesamt

Diese Frau hat 879 Paare unter die Haube gebracht

Malchin / Lesedauer: 3 min

Ein Urgestein hat sich aus dem Dienst im Malchiner Rathaus verabschiedet: die Standesbeamtin Sigrid Meyer. Für unzählige Paare gab sie den Startschuss ins Eheleben. 
Veröffentlicht:16.03.2023, 18:32

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Das liegt in der Natur der Sache. Geht man einer Arbeit über Jahre, ja, vielleicht sogar Jahrzehnte nach, dann stellt sich irgendwann das ein, was man Routine nennt. Für viele Berufsfelder mag das gelten, sie selbst habe eine andere Erfahrung gemacht, erzählt Sigrid Meyer. Wann immer sich im Malchiner Rathaus im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ein Paar angesagt habe, um sich im Trausaal das „Ja–Wort“ zu geben, dann sei das für sie immer wieder ein ganz besonderer Moment gewesen. „Dazu gehört eine gewisse Anspannung und auch eine gewisse Aufregung. Schließlich weiß man ja, dass diese Zeremonie für die Brautleute ein ganz besonderer Augenblick ist, an den sich das Paar in aller Regel auch noch viel Jahre später gerne zurück erinnern möchte“, plaudert die Malchiner Standesbeamtin aus dem Nähkästchen.

Schönster Beruf der Welt?

Dieses Gefühl der Anspannung wird Sigrid Meyer im Malchiner Rathaus nicht mehr erleben. Nach vierzigjähriger Tätigkeit in der Stadtverwaltung — davon 22 Jahre als Standesbeamtin — hat sie dem Rathaus und ihren Kollegen in dieser Woche adieu gesagt. Unter die Haube wird sie hier fortan niemanden mehr bringen und ab sofort ihren Ruhestand genießen.

Was bleibe, das seien viele schöne Erinnerungen an den schönsten Beruf, den man sich vorstellen könne, wie sie selber sagt. Davon zeugen viele Fotos, die Sigrid Meyer in den vergangenen zwei Jahrzehnten von Paaren erhalten hat und die eine große Pinnwand in ihrem Büro zierten. Vor ihrem Eintritt in den Ruhestand hat sie sich die Arbeit gemacht und einfach mal zusammengezählt, wie viele Paare es denn schlussendlich waren, die sich vor ihr das Eheversprechen gegeben haben. Es waren genau  879.

Trauungen auch auf Bootsplanken

Was sie an ihrem Beruf so besonders geschätzt habe, sei die Abwechslung. Jedes Paar, jede Hochzeitsgesellschaft sei anders und immer wieder eine neue Herausforderung gewesen. Und auch der Ort der Trauung hat immer wieder mal gewechselt. Denn nicht nur im Malchiner Standesamt wurde fleißig geheiratet, sondern auch im Kummerower Schloss, auf der Wasserburg in Liepen und die letzten Jahre im Farmer Hotel in Basedow. Für ihren Job begab sich Sigrid Meyer sogar aufs Bootsplanken und erinnert an die Trauungen auf dem Fahrgastschiff „Veritas“ vor einigen Jahren.

Gute Erinnerungen an Bikerhochzeiten

Besonders gern denkt sie an die Bikerhochzeiten zum Malchiner Motorradtreffen zurück. „Solche Trauungen heben sich dann schon ab vom Alltag. Gerade wenn man weiß, von wie vielen Leuten das Hochzeitspaar nach dem Ja–Wort auf dem Marktplatz empfangen wird. Das sind immer besondere Sternstunden gewesen“, schwärmt sie und wünscht den Organsiatoren des Treffens, dass sich auch in diesem Jahr noch ein heiratswilliges Paar finden möge.

Diesem Paar das Eheversprechen abzunehmen, das wird dann aber die Aufgabe ihrer Nachfolgerin sein. Die heißt Kathi Steinbrink und wurde schon seit mehr als einem Jahr von Sigrid Meyer in ihre Aufgabe eingearbeitet.