Tierschutz mit Technik

Drohnen sollen Rehkitze vor dem Tod im Mähwerk retten

Teterow/Malchin / Lesedauer: 3 min

Auf verschiedene Weise versuchen Bauern und Jäger zu verhindern, dass Kitze beim Mähen getötet werden. Mit einer recht neuen Methode soll das zu 100 Prozent gelingen. Warum wird sie trotzdem nicht von allen genutzt?
Veröffentlicht:29.06.2017, 19:03

Von:
  • Eckhard Kruse
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Frühling und Sommer sind für Rehkitze eine gefährliche Zeit. Nicht nur wegen Raubtieren oder Straßenverkehr, sondern auch weil sie beim Grünlandschnitt in die Mähwerke geraten. Wieviele Kitze auf diese Weise umkommen, kann zwar niemand genau beziffern. „Es gibt dazu keine Statistiken“, sagt Egbert Scholle, Vorsitzender des Jagdverbands Demmin. Es gebe auch keine Meldepflicht, ergänzt Magnus Wessel, Artenschutzexperte des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz). Doch jeder Landwirt und jeder Jäger weiß, dass es immer wieder passiert.

„Das kann man leider nicht ganz vermeiden“, sagt Matthias Hantel, Vorsitzender des Bauernverbands Güstrow. Die Muttertiere legen ihre Kitze im Mai und Juni im hohen Gras ab, um sie vor Raubtieren zu schützen. Dort sind sie recht sicher. Doch leider nicht vor Landmaschinen. Wenn sie über das Grasland rollen, drücken sich die Kitze in den ersten Wochen instinktiv an den Boden, erläutert Hantel. Dann sei die Gefahr groß.

9 Kitze auf 13 Hektar

„Viele Landwirte halten aber Kontakt zu den Jägern“, sagt Hantel. Die Jäger würden die Fläche absuchen und Stellen mit Rehkitzen mit Stangen markieren. Egbert Scholle läuft Wiesenflächen einen Tag vor der Mahd mit seinem Hund ab. „Damit erzeugt man Unruhe“, erläutert er. Im Optimalfall hole die Ricke ihr Kitz weg. Eine komplette Begehung solcher riesigen Flächen wie in MV sei aber nicht möglich. So ähnlich handhabt es auch Claus-Dieter Tobaben, Vorsitzender des Bauernverbands Malchin. Die Jäger wüssten, wo die Ricken ihre Kitze abgelegt haben. Gemeinsam mit Waidmännern vertreibe er die Tiere aus der Wiese.

Beim Ökohof Liescher in Teschow fliegt man mit einer Drohne und Wärmebildkamera über das Grünland. „Wir machen das jedes Jahr“, sagt die Betriebsleiterin Ulrike Liescher. „Das klappt zu 100 Prozent.“ Neun Kitze habe der Betrieb schon einmal auf einer 13 Hektar großen Fläche entdeckt. Für Ulrike Liescher wäre es schrecklich, wenn diese Kitze getötet worden wären.

Aufwendig aber gut

Die Drohnenpiloten kämen ehrenamtlich von der Wildtierhilfe MV. Man müsse zwar immer auf eine gute Wetterlage warten. Aber dieser Aufwand, verbunden mit einer Spende, sei es ihr aber wert, wenn nur die Kitze gerettet werden. Die Betriebsleiterin denkt auch schon darüber nach, sich mit anderen Landwirten zusammen eine Drohne zu kaufen. Beim Ökohof fliege man aber nicht die gesamten 170 Hektar Grünland ab. Einige Flächen würden schon im April, andere erst im Juni geschnitten, um die Gefahr zu minimieren.

Bei der Getreideernte seien die Kitze nicht mehr bedroht, meint Hantel. Dann wären sie schon älter und würden ihren Müttern folgen. Doch auch hier sind Kitze versteckt. Im Landwirtschaftsbetrieb Müller/Wetzel aus Gessin hat man beim Spritzen eine ganze Schar von Rehkitzen in einer Fahrspur entdeckt. Der Fahrer habe natürlich einen anderen Weg genommen, so der Landwirt Bernd Wetzel.

Der BUND-Experte Magnus Wessel weiß, dass die Kitzsuche oder -vertreibung ein riesiger Aufwand ist. „Jeder Landwirt sollte aber ein Eigeninteresse daran haben, um keine Vergiftungen bei seinen Kühen zu haben“, sagt er. Landwirte könnten in der Mitte des Grünlands mit dem Mähen beginnen und nicht alles an einem Tag schneiden. Dann hätten die Rehe eine Chance, ihre Kitze wegzuholen. Eine gute Methode sei auch die von Egbert Scholle. Versuche mit Infrarotkameras an Mähwerken hätten dagegen noch nicht zum Erfolg geführt. Mit Drohnen würden kaum Landwirte arbeiten. Das bestätigte Hantel. Denn diese Methode sei sehr aufwendig. Man könne laut Wessel auch nur am frühen Morgen fliegen. Denn sonst erkenne man das Wärmebild der Kitze nicht.