Sanierung
Ein Schloss auf dem langen Weg zurück zur alten Herrlichkeit
Tützpatz / Lesedauer: 4 min

Kai Horstmann
„Hier lag so viel Müll umher, das kann man sich nicht vorstellen. In allen Stockwerken Müll, besonders der Keller war voll damit“, blickt Helmuth von Maltzahn zurück. Er steht im Eingangsbereich des Schlosses Tützpatz und man spürt so etwas wie Wut auf den Vorbesitzer, der dieses herrliche Bauwerk nach und nach verkommen ließ. Für irgendwelche „Glücksritter“, die aus einer Laune heraus ein Schloss kaufen und es anschließend verfallen lassen, hat von Maltzahn kein Verständnis. Vor drei Jahren hat der 71-Jährige das Anwesen als Ruine gekauft und somit vor dem Verfall gerettet. Wie er sagt, aus Liebe zur Geschichte von Mecklenburg-Vorpommern.
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In Tützpatz ist der Hausschwamm ein Problem
Von Maltzahn besitzt weitere Immobilien, hat unter anderem das Schloss Ulrichshusen wieder aufgebaut und lebt unter anderem im Gutshaus Gützkow. Auch dieses hatte er als Ruine gekauft und prächtig saniert. „Im Schloss Tützpatz kommt das Problem des Hausschwamms noch hinzu, weil das Dach undicht ist. Dieses Schloss ist zudem viel größer als das in Gützkow, ist aber zum Glück in der Bausubstanz besser erhalten, wenn man beide Häuser vor ihrer Grundsanierung bewertet. Und wie man sieht, habe ich Gützkow ja schön wieder hergerichtet“, sagt Helmuth von Maltzahn hoffnungsvoll.
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Noch kein elektrisches Licht
Das Problem mit dem Hausschwamm ist immer noch nicht ganz ausgestanden. So ist an einzelnen Wandbereichen der Befall deutlich zu erkennen, glibberig, gelb-grünlich sieht er aus – nichts für empfindliche Menschen. Beim Rundgang leuchtet der Schlossherr einzelne Stellen an, denn bis elektrisches Licht im Gebäude vorhanden ist, wird noch viel Zeit vergehen.
Gesamtes Dach wird demnächst neu gedeckt
Im ersten Stockwerk ist ein riesiges Loch in der Saaldecke zu sehen, die hier durch Feuchtigkeit in dem Bereich abstürzte. Dazu gibt es in dem Saal noch einen zweiten Durchbruch, der aber wesentlich kleiner ist. „Der Vorbesitzer unternahm kaum etwas gegen die Schäden im Dach. Die Stellen mussten wir erst einmal abdichten, damit die Bausubstanz wieder trocken ist und die Schwammsanierung erfolgreich abgeschlossen werden kann“, schildert Helmuth von Maltzahn.
Der Park wird ebenfalls saniert
Ein Blick hinaus zur Vorderseite lässt ahnen, dass demnächst das gesamte Dach neu gedeckt wird, da schon zahlreiche Paletten von Biberschwänzen bereitstehen. Auf der anderen Seite des Saals geht der Blick in den Park. Dieser wurde aber nicht von Peter Joseph Lenné angelegt, der im 19. Jahrhundert mit seinem Stil die Gärten fast aller preußischen Schlösser prägte. Der General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten gestaltete unter anderem den Park von Sanssouci, erlebte in den letzten Jahren geradezu eine Renaissance. „Für mich ist es wichtig, dass dieser Park wieder hergerichtet wird, auch wenn dieser nicht von so einem berühmten Gartenkünstler angelegt wurde. Die Arbeiten verlaufen gleichzeitig mit der Schlosssanierung“, erklärt der Eigentümer.
Viel Arbeit für einen neuen Fußboden
Auffällig ist, dass es momentan keine Holzfußböden im Schloss gibt. Aufgrund der starken Beschädigungen mussten die Dielen herausgerissen werden. Im Erdgeschoss kamen unter dem Fußboden Spuren vom Brand aus dem Jahr 1908 und das Kreuzgratgewölbe des Kellers zum Vorschein. Die Gewölbe sind wegen ihrer Form zur Mitte hin erhöht, bestehen aus zwei überschneidenden Rippen. Die Bauweise sorgt für eine gute Statik, weil sich die Bausteine der Decke verkannten.
Aber durch die Erhöhung entstehen Mulden und diese waren vor allem mit Bauschutt aus der damaligen Zeit aufgefüllt. „Mit großen Saugern haben wir auch diesen Müll entfernt. Nun kommt Leichtbeton zum Einsatz, damit wir eine gerade Ebene haben. Darauf entsteht dann ein neuer Holzfußboden mit Parkett“, schildert der Schlossherr die weitere Vorgehensweise.
Aufbau erst nach der Schwammsanierung
„Zunächst muss aber die Schwammsanierung beendet werden und dann beginnt der eigentliche Aufbau des Schlosses. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr die Arbeiten weitgehend abschließen können“, so der Wunsch des Schlossbesitzers.