Basedower Kirche

Einsturzgefahr! Glocken haben Kirchturm ramponiert

Basedow / Lesedauer: 3 min

Für die Kirche in Basedow sind die drei Eisenglocken viel zu groß. Sie dürfen wegen der Schäden nicht mehr geläutet werden. Das ganze Gotteshaus ist ein Sanierungsfall.
Veröffentlicht:24.10.2021, 08:17
Aktualisiert:06.01.2022, 22:17

Von:
  • Author ImageKirsten Gehrke
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Alles begann mit einem Besuch des Glockensachverständigen. Dem war bei einer Prüfung im Turm der Basedower Kirche aufgefallen, dass die drei Eisenglocken viel zu groß sind für den engen Raum. Im Glockenstuhl haben sie kaum Platz, wenn sie in Bewegung sind. Beim Läuten schlagen sie gegen das Mauerwerk. Das ist inzwischen ramponiert. Die Spuren sind nicht mehr zu übersehen. Darauf musste die Kirchengemeinde Gielow reagieren.

Läuten bringt Einsturzgefahr mit sich

Wie der gemeindepädagogische Mitarbeiter Carsten Altschwager sagt, sei erschwerend, dass nur zwei Glocken in die gleiche Richtung schwingen, die dritte um 90 Grad gedreht pendelt. Das setze obendrein noch einmal Kräfte frei. Im Laufe der Jahre sei immer mehr Mauerwerk kaputt gegangen. Zudem sei ein Eisenkranz, der sich offenbar durchs ganze Mauerwerk des Turmes zieht, gerostet und sorge noch zusätzlich für Instabilität. Der erste Befund eines Gutachters sei katastrophal gewesen.

Die Glocken können nicht mehr geläutet werden, die Gefahr sei zu groß, dass der Dachstuhl sonst einstürzt. „Es wirken enorme Kräfte“, erklärt Altschwager. Vergleichbar sei es bildlich gesehen wie ein Gleichschritt auf Brücken. Daher habe der Kirchengemeinderat entschieden, das Läuten auszusetzen. Seit etwa einem halben Jahr sind die Glocken schon stumm. Anders habe man es nicht mehr verantworten können.

Pflanzen haben sich in die Fugen gefressen

Ein Architekt nimmt die Kirche jetzt von außen nach innen unter die Lupe, macht sozusagen eine Bestandsaufnahme des gesamten Gotteshauses. Eines sei dabei bereits zutage gekommen: So werde man wohl neben dem Turm auch den Dachstuhl des Chores sanieren müssen, sagt Altschwager. Die dicken Balken weisen große Schäden auf, Schwamm sei entdeckt worden und Holzwürmer. Zudem tue der Efeu an den Außenwänden dem Mauerwerk der Kirche nicht gut. Die Pflanzen haben sich in die Fugen gefressen, sodass diese aufgebrochen sind. Teilweise hat sich über den Backstein ein grüner Film gebildet.

Spenden und Fördergelder nötig

Es werde wohl mehrere Bauabschnitte brauchen, um alles erneuern zu können. Die Kirchengemeinde richtet sich auf mehrere Jahre ein. „Wir können erst anfangen, wenn wir wissen, was alles gemacht werden muss und wie viel es kostet“, sagt Altschwager. Zunächst sei zu klären, wie das Ganze finanziert werden kann. Prioritäten werde man setzen müssen. Der Dachstuhl wäre das erste, was in Angriff genommen werden müsste. Ohne Spenden und Fördergelder werde eine Sanierung indes wohl kaum machbar sein. Einige Leute hätten bereits signalisiert, dass sie unterstützen wollen. Spendenaufrufe sollen folgen.

Glockenstuhl aus Holz als Übergang?

Zwar wünschten sich die Basedower, dass so schnell wie möglich die Glocken wieder erklingen, meint Altschwager. Man werde aber Geduld haben müssen, wenn man realistisch sei. Ob als Übergangslösung neben der Kirche ein hölzerner Glockenstuhl in Betracht kommen kann, sei noch unklar, soll aber geprüft werden. Doch auch das koste Geld.

Gegeben habe es das schon einmal in Basedow, als die in einem Bericht von 1648 erwähnten drei Glocken 1766 bei einem Turmbrand zerstört worden waren. In einem bald darauf draußen aufgestellten Glockenstuhl habe jahrelang eine einzelne Glocke gehangen. Erst 1843 habe der Patronatsherr zwei neue Glocken gießen lassen, von denen eine 1917 für die Rüstungsproduktion beschlagnahmt worden war. 1926 habe Graf Walter Hahn das Geläut mit zwei Hartgussglocken vervollständigen lassen. Seitdem haben die Basedower die wieder im Turm. Wann im Ort nun wieder Glocken zu hören sein werden, ist derzeit völlig offen.