„Brägenplietschmaschin“
Es gibt ein plattdeutsches Wort für künstliche Intelligenz
Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Simon Voigt
Das plattdeutsche Wort des Jahres heißt „Fräden“, was Frieden bedeutet. Das Siegerwort wurde von zwei Personen eingereicht und die Siegerin per Los ermittelt. Sie komme vom Darß, wie die Veranstalter des Wettbewerbs, das Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen und der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern mitteilten.
So deutlich wie in diesem Jahr sei noch kein Votum der Jury ausgefallen. „Das zentrale Thema unserer Zeit, die existenzielle Frage nach Krieg und vor allem Frieden spielte auch bei diesem scheinbar so unpolitischen Wettbewerb eine große Rolle und kam gleich in zwei der drei Kategorien vor“, erklären dazu die Veranstalter.
Beste Redensart
So habe in der Kategorie Redensart mit großem Abstand der Spruch gewonnen: „Lewer drög Brot in'n Fräden, as Kauken un Braden in Striet.“ – Lieber trocken Brot im Frieden als Kuchen und Braten im Streit. Eingereicht hatte dies eine Teilnehmerin aus der Region Demmin.
In der Kategorie aktueller Ausdruck gewann das Wort „Brägenplietschmaschin“, was für künstliche Intelligenz (KI) stehen soll. Die Einsenderin wohnt in der Nähe von Schwerin.
Wettbewerb seit 1995
Den Wettbewerb um das schönste Plattdeutsche Wort gibt es seit 1995, er wurde zuerst vom Fritz-Reuter-Literaturmuseum initiiert, das den Wettbewerb inzwischen mit dem Heimatverband durchführt. Es gibt inzwischen drei Kategorien. Die Gewinnerinnen wurden am Sonntag beim 9. Plattdüütsch-Bäukerdag im Botanischen Garten in Rostock während der 3. Plattdeutschen Wochen in MV verkündet.
Gerade bei den Neuschöpfungen hätten sich schon häufig aktuelle Ereignisse widergespiegelt. So wurden während der Corona-Pandemie Begriffe wie „Snutdauk“ (Mundschutz) und „Holl di fuchtig“ ("Bleib gesund") gewählt – eingereicht von einer Schülerin aus Demmin. 2022 war die Neuschöpfung des Jahres „Tippschnack“, was für Chatten im Internet steht.
200 Vorschläge aus ganz Deutschland
Laut Veranstalter hatte es in diesem Jahr mehr als 200 Einsendungen gegeben. Diese seien aus allen Teilen Deutschlands gekommen. Vor allem aus den acht Bundesländern, in denen die niederdeutsche Sprache beheimatet ist, aber auch aus Bayern und Baden-Württemberg. Die jüngste Teilnehmerin am Wettbewerb sei 4 Jahre alt, die ältesten Einreicher seien weit über 90 Jahre. Viele würden ihre liebsten Worte oder Redensarten mit ganz persönlichen Geschichten und Erinnerungen verbinden.
„Über die zahlreichen persönlichen Worte und den Einblick ins Private und das damit verbundene Vertrauen freue ich mich besonders“, sagte dazu der Leiter des Fritz-Reuter-Literaturmuseums in Stavenhagen, Torsten Jahn.
Vermehrt seien in diesem Jahr Vorschläge von jungen Leuten gekommen. „In diesem Jahr haben Plattdeutsch-Kinderkurse und sogar Kitas Vorschläge zum Plattdeutschen Wort des Jahres eingereicht. Für junge Leute unter 25 führt der Heimatverband eine gesonderte Auslosung durch. Sie erhalten Tragetaschen mit dem Plattdeutschen Wort des Jahres“, sagte dazu Anne-Christin-Boll, Geschäftsführerin des Heimatverbandes MV.