Gedenken an Brand 1945
Feuertote von Malchin haben ihre letzte Ruhestätte gefunden
Malchin / Lesedauer: 3 min

Torsten Bengelsdorf
Trotz aller Bemühungen: Ihre Namen konnten nicht mehr ermittelt werden. Auch der Fund persönlicher Gegenstände wie einer Uhr und einer Haarspange half nicht weiter. Doch etwas anderes steht mittlerweile fest. Die Zahl der Opfer, die bei den archäologischen Grabungen während des Parkplatzbaus in der Malchiner Innenstadt entdeckt wurden, ist noch höher als bisher bekannt war. Nach Untersuchungen der menschlichen Überreste geht das Landesamt für Denkmalpflege nunmehr von 23 Toten aus. Die Zahl steht auf einer Gedenktafel für die Opfer „des großen Stadtbrandes vom 30. April auf den 1. Mai 1945“, die am Sonntag zum Volkstrauertag auf dem Malchiner Friedhof eingeweiht wurde. Die Tafel steht gleich neben einem Gedenkstein für weitere Kriegsopfer.
Kinder und Frauen suchten Schutz
Bei den Grabungen im Frühjahr 2019 waren nur noch verkohlte Skelettreste in den verschütteten Kellergewölben entdeckt worden. Untersuchungen hatten ergeben, dass es sich vor allem um Kinder und junge Frauen gehandelt hatte. Auffallend viele Knochenreste fanden sich in der Nähe des früheren Ausgangs aus dem Keller, was darauf schließen lassen könnte, dass die Menschen noch versucht hatten, ins Freie zu gelangen. Zuvor hatten sie in dem Keller offenbar Schutz gesucht. Dass die Stadt von der Roten Armee angesteckt werden würde und das Gewölbe für sie damit zu einer tödlichen Falle wurde, konnten die Menschen nicht ahnen.

Experten der Kriegsgräberfürsorge fanden heraus, dass die Menschen in dem Keller durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung zu Tode gekommen waren. Danach stürzte die brennende Bausubstanz in die Keller und begrub die Leichen 74 Jahre lang, bis 2019 die verkohlten Überreste gefunden wurden.
Dass nun auf dem Friedhof eine Gedenktafel an die damaligen Opfer erinnert, ist vor allem einem Mann zu verdanken: Rudolf Wessel, der damals als Jugendlicher selbst für einige Zeit in dem Keller Schutz gesucht hatte. Nachdem die Knochenreste auf dem Friedhof begraben worden waren, hatte der Alt-Malchiner immer wieder beklagt, dass die Ruhestätte der Feuertoten kaum Beachtung finde. Bei der Einweihung der Gedenktafel konnte er nun nicht mehr mit dabei sein. Rudolf Wessel war am 15. Oktober im Alter von 93 Jahren gestorben.
Schweigeminute für den Initiator der Gedenktafel
Die Menschen hätten in dem Keller einfach nur Geborgenheit und menschliche Nähe gesucht, hatte Wessel einmal berichtet. "Es tut mir unendlich leid, dass er die Würdigung der Opfer nun selbst nicht mehr miterlebt“, sagte Bürgermeister Axel Müller (CDU) bei einer Andacht zum Volkstrauertag, die wegen des Regenwetters in der katholischen Kirche stattfand. Mit einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden des Verstorbenen.

Der Text auf der Gedenktafel hat derweil am Sonntag bereits für Diskussionen gesorgt. So waren die menschlichen Überreste nicht im „sogenannten Südquartier“, sondern beim Parkplatzbau im Nordquartier und auch nicht 2020 ‐ wie zu lesen ist ‐ sondern bereits 2019 entdeckt worden. Auch hat der Stadtbrand 1945 mehr Opfer gefordert, als die in dem Kellergewölbe entdeckten Toten.