Klärschlamm-Verwertung
Firma will aus Klärschlamm den Phosphor holen
Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Torsten Bengelsdorf
Lange Zeit war sie in Stavenhagen heftig umstritten, jetzt wird sie aller Voraussicht nach in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen – die Klärschlamm-Verbrennungsanlage des EEW-Unternehmens in der Schultetusstraße. Im dritten Quartal dieses Jahres soll die Anlage fertig sein. Zum Anfeuern dient dann ein Ölbrenner, danach brennt die Klärschlammmasse von allein. Sie werde in Stavenhagen bereits im entwässerten Zustand angeliefert und dann im EEW-Werk weiter getrocknet, heißt es aus dem Unternehmen. Einmal im Jahr müsse die Anlage dann für etwa zwei bis drei Wochen wegen Wartungsarbeiten herunter gefahren und dann neu angefeuert werden. Auf etwa 60 Millionen Euro sind die Investitionskosten für die Klärschlamm-Verbrennung in Stavenhagen gestiegen, hatte das Unternehmen im Dezember eingeschätzt.
Fläche ist bereits reserviert
Doch EEW hat an dem Standort noch mehr vor. Auf dem Gelände ist nun auch eine Anlage zur Phosphor-Rückgewinnung geplant. Betreiber von Klärschlammverbrennungsanlagen müssen das Recyceln von Phosphor bis zum Jahr 2029 sicherstellen, das ist gesetzlich geregelt. Eine Fläche hat EEW auf seinem Betriebsgelände an der Schultetusstraße bereits reserviert, was noch fehlt, ist ein Bebauungsplan, über den das Unternehmen mittlerweile mit der Stadt im Gespräch ist. Etwa 14 000 Tonnen Phosphor würden in der Stavenhagener Anlage pro Jahr anfallen, heißt es dazu.
Die Landwirtschaft soll künftig beim Düngen auf Klärschlamm verzichten, weil darin umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe enthalten sind. Allerdings finden sich in den Reststoffen aus den Klärwerken auch wertvolle Pflanzennährstoffe wie eben Phosphor.
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Doch nicht nur über den notwendigen B-Plan verhandelt EEW derzeit mit der Reuterstadt. Ab 2025 will das Unternehmen mit seiner Verbrennungs- und Klärschlammanlage auch in die Fernwärmeversorgung der Reuterstadt einsteigen. „Ich gehe davon aus, dass wir hier mit der Stadt Stavenhagen eine Einigung erzielen“, sagte dazu im Dezember der technische Geschäftsführer des EEW-Standortes Morten Holpert. „Wir haben ein sehr gutes Angebot gemacht.“ Vertragspartner ist die zur Stadt gehörende Wärmeversorgungs GmbH Stavenhagen. Für den Anschluss an das Fernwärmenetz müssten aus dem EEW-Werk heraus etwa 150 Meter Wärmeleitung verlegt werden.
Anlage wird mittlerweile kritisch gesehen
An Klärschlamm sollen in Stavenhagen künftig 160 000 Tonnen pro Jahr angeliefert werden, drei Viertel dieser Menge seien bereits vertraglich gebunden. Eine deutlich kleinere Verwertungsanlage soll in den nächsten Jahren in Rostock entstehen. Die Klärschlamm-Kooperation Mecklenburg-Vorpommern (KKMV) rechnet hier mit einer jährlichen Kapazität von 50 000 Tonnen. Die verbleibenden Mengen an Klärschlamm, die bei den an der Kooperation beteiligten Kommunen und Zweckverbänden anfallen, sollen dann für die Verwertung ausgeschrieben werden. Es soll sich dabei um bis zu 35 000 Tonnen handeln.
Mitglieder in der Klärschlamm-Kooperation sind auch die Wasserzweck-Verbände Malchin/Stavenhagen, Mecklenburgische Schweiz sowie die Stadt Dargun. Alle drei sehen die KKMV mittlerweile aber ziemlich kritisch. So hatte der Zweckverband Mecklenburgische Schweiz im Dezember in der Gesellschafterversammlung gegen den Bau der 50 000 Tonnen-Anlage gestimmt und die Suche nach Alternativen angekündigt. Auch der WZV Malchin-Stavenhagen schaut sich mittlerweile europaweit um.
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