StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizFluch oder Segen? Was halten Ladeninhaber vom Poller in Malchin?

Sperrung geplant

Fluch oder Segen? Was halten Ladeninhaber vom Poller in Malchin?

Malchin / Lesedauer: 3 min

Die Stadtvertreter beraten über den Ausbau der Mühlenstraße und die Sperrung der Zufahrt zum Markt. Das soll Geschäftsleuten nützen. Doch die sehen den Poller kritisch.
Veröffentlicht:03.05.2023, 06:07

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Es ist ein einziger Pfosten, den Malchin mitten in die Stadt setzen will. Er soll sich sogar versenken lassen, doch das — wenn überhaupt — nur zu bestimmten Zeiten. Für den halbautomatischen Poller am Übergang von der Mühlenstraße zur Straße am Markt fällt am Mittwochabend die Entscheidung in der Stadtvertretung. Die Abgeordneten befassen sich mit der fast 1,5 Millionen Euro teuren Erneuerung von Teich– und Mühlenstraße. Am Ende dieser Maßnahme steht eben auch der Einbau des Pfahls, der die Funktion des Marktplatzes und auch der Mühlenstraße als verkehrsberuhigten Bereich stärken solle, wie es in den Planungen heißt.

Poller macht es Ortsunkundigen womöglich schwer 

Tatsächlich würde der Poller die direkte Verbindung durch das Stadtzentrum komplett zum Erliegen bringen. Wer sich in der Innenstadt nicht auskennt, für den dürfte es künftig schwer werden, von der Mühlenstraße aus in Richtung Weststadt weiter zu kommen.

Bei den Geschäftsleuten, die von der Straßensperrung direkt betroffen wären, ist der versenkbare Pflock  hoch umstritten. Direkt vor der Ladentür hätte Ernsting's family den Pfeiler. Gar nicht gut, heißt es aus dem Bekleidungsgeschäft: „Die Kunden wollen doch alle mit dem Auto vorfahren. Geht das nicht mehr, dann würde wohl der Umsatz einbrechen.“

Leute wollen vor dem Geschäft parken

Auch in der Neuen Apotheke am Markt sieht man die Abriegelung der Straße sehr skeptisch. Apothekerin Ines Behnke verweist auf sechs Großhändler, die jeden Tag mit dem Auto vorfahren müssen. „Und die haben keine Zeit, um lange zu suchen.“ Außerdem habe die Apotheke ja auch einen Notdienst, für den sie schnell erreichbar sein müsse.

Die Buchhandlung Steffen hatte vor einigen Jahren einmal eine Umfrage in Teterow gestartet. Eindeutiges Ergebnis damals: Die Kunden wollten weiterhin direkt vor dem Geschäft parken. Ähnlich sieht es Geschäftsführerin Cornelia Steffen auch in Malchin. Sie warnt davor, dass die Innenstadt tot sein könnte, wenn die wichtige Verbindung am Markt komplett gesperrt werde. Außerdem sei solch ein automatischer Poller auch mit Kosten verbunden.

Testphase vorgeschlagen

„Ich bin da zwiegespalten“, sagt dagegen Sabine Bring von der Figaro Friseur–Genossenschaft, die einen Salon an der Straße am Markt hat. „Für ältere Leute ist es natürlich bequemer, wenn sie mit dem Auto direkt bis vor das Geschäft gebracht werden. Viele kommen aber auch zu Fuß.“

Marina Rohark von Jannys Eis plädiert beim Poller erst einmal für eine Testphase: „Er sollte nicht ständig die Straße sperren. Es kann durchaus sein, dass wir dann Einbußen haben.“

Bäckermeister Olaf Jaretzke hat vor seiner Malchiner Filiale eine Terrasse aufgebaut, wo sich seine Kunden Kaffee und Kuchen schmecken lassen können. Wäre er denn für die Poller–Lösung? Nein, nein, sagt Jaretzke. „So wie es ist, sollte es bleiben. Wir haben jahrelang Erfahrungen mit der Terrasse. Das funktioniert. Ich sehe keinen Grund für einen Poller.“

Zu viele Raser?

Hat die Idee aus dem Rathaus denn in der Straße am Markt überhaupt keine Unterstützer? Doch. In der NKD–Filiale an der Marktkreuzung spricht sich Mandy Spekker klar für den Poller aus. „Manche Autos rasen hier ganz schön durch. Einige sogar entgegengesetzt der Einbahnstraße“, hat die Filialleiterin beobachtet. Das sei dann besonders auch für Radfahrer sehr gefährlich.

Und auch Ilka Hassemer in ihrem Café „Mien Leevsten“ ist für eine verkehrsberuhigte Zone mit Poller an der Zufahrt zur Straße am Markt. „Für unsere Gäste wäre das schön. Und vielleicht könnten wir dann auch noch mit rübergehen auf den Marktplatz und auch dort was machen.“