Kläranlage Stavenhagen
Gestank vorbei? Neue Anlage „wäscht“ übel riechende Gase
Stavenhagen / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Gerüche drangen immer noch in die Nase, als sich Besucher am Donnerstag auf dem Gelände der Kläranlage in Stavenhagen umschauten. Doch war es kein beißender Gestank wie in der Vergangenheit, sondern ein süßlicher Kartoffel-Duft, den der Wind vom gegenüberliegenden Pfanni-Werk herüberwehte. Zwei Monate ist jetzt die neue, zweistufige Abluftbehandlungsanlage in Betrieb. Die soll endlich die Lösung sein, damit es in der Stadt nicht mehr nach faulen Eiern riecht, wenn der Wind ungünstig steht. Stavenhagener berichteten, dass es zum Probebetrieb am Anfang noch hin und wieder gerochen habe, aber in letzter Zeit nichts mehr festgestellt worden sei. Man werde sehen, ob es so bleibt.
Unterdruck gegen Gestank
Davon geht David Schacht, Geschäftsführer des Wasserzweckverband Malchin-Stavenhagen (WZV), aus. Permanenter Unterdruck in der Anlage verhindere, dass keine Gerüche mehr entweichen können. „Wir sind froh, dass wir das nach drei Jahren nun hinbekommen haben“, sagte er. Viele Jahre hatte es wegen des Gestanks Beschwerden gegeben. Wie die Abluftbehandlungsanlage technisch funktioniert, darüber konnten sich Interessierte am Tag der offenen Tür informieren. Zunächst wurden sie über das gesamte Gelände geführt und konnten sehen, wo das Abwasser ankommt, welchen Weg es über große Becken und Filter nimmt, um es zu reinigen.
Wie Planer Michael Frommholz erklärte, wird in der neuen Anlage die hochbelastete Abluft ständig von Ventilatoren angesaugt. Diese komme über eine zentrale Leitung in einen sogenannten Gas- oder auch Chemowäscher, wo im Gegenstrom Natronlauge und Wasserstoffperoxid den stark riechenden Schwefelwasserstoff herauswaschen.
Geruch nach Holz oder Wald erlaubt
Danach würden die Reste in einen Biofilter gedrückt. Hier werden die verbleibenden organischen Bestandteile entfernt. „Jetzt sollte man den Geruch von Wald oder Holzsägespäne wahrnehmen“, meinte Frommholz. „Zwei Monate haben wir jetzt schon Erfahrungen.“ Rund 900 000 Euro hat die neue Technik gekostet. Jährlich kommen rund 100 000 Euro Betriebskosten für die Chemikalien hinzu.
Circa 4000 Kubikmeter Abwasser kommen täglich in der Kläranlage in Stavenhagen an. Bei Regen könne es auch das Doppelte sein, sagte Kläranlagenmeister Christoph Schulz. Ein großer Teil sind industrielle Abwässer. Über lange Rohrleitungen werde Abwasser von Neukalen und Malchin nach Stavenhagen gepumpt. Ein Aktivkohlefilter, der seinerzeit in einem Abluftschacht eingebaut worden war, um die Gerüche zu dämpfen, werde jetzt kaum noch gebraucht, so Schacht.
Gebühren sollen stabil bleiben
Es gebe nur noch eine Stelle, wo es übel riecht, und das sei an einem Zwischenpumpwerk in Richtung Malchin. Doch das liege weit weg von einer Siedlung. „Wir haben das Problem weiter im Blick“, sagte der WZV-Geschäftsführer. Langfristig wolle man auf das Zwischenpumpwerk verzichten, müsse dabei die Kosten im Blick behalten.
Trotz der hohen Ausgaben für die neue Abluftbehandlung würden die Abwassergebühren stabil bleiben, so Schacht. Zum 1. Januar werde sich die Abwassermenge mit der Klärschlammverbrennungsanlage von EEW erhöhen. Damit könne die Gebührenlast auf mehr Schultern verteilt werden, erklärte er.