Energiewende
Gnoien macht aus alter Vieh–Koppel einen Solarpark
Gnoien / Lesedauer: 3 min

Torsten Bengelsdorf
Gnoien. Es ist ein weites Land am Stadtrand, auf dem über viele Jahre Viehherden geweidet haben. In Gnoien spricht man schlicht von der „Koppel“, an der ein beliebter Spazierweg vorbeiführt. Doch das idyllische Bild wird sich in den nächsten Jahren wohl komplett verändern. Noch hat die Stadt die Wiesen hier für die Bewirtschaftung verpachtet. Die Verträge laufen allerdings bald aus. Dann will Gnoien auf der Koppel seinen Beitrag zur Energiewende leisten.
60 Hektar für einen Solarpark
Auf einem Streifen angefangen an der Straße nach Teterow, am Sportplatz und der alten Rennbahn vorbei bis hin zur Straße nach Altkalen soll auf fast 60 Hektar ein Solarpark entstehen. Die Stadtvertreter beschäftigen sich bereits seit mehreren Monaten in den nicht öffentlich tagenden Ausschüssen mit dem Thema, am Donnerstagabend wurde es dann auf der Stadtvertretersitzung zum ersten Mal öffentlich.
„Wir haben bei diesem Bauvorhaben das Heft in der Hand und stellen uns der Verantwortung der Energiewende“, sagte Bürgermeister Lars Schwarz (CDU). Investor und späterer Betreiber der Photovoltaikanlage soll der Energieparkentwickler UKA aus Rostock sein, wobei sich auch die Stadt an der künftigen Betreibergesellschaft beteiligen will.
Landwirtschaft soll unter den Panels möglich sein
„Wir haben alle unsere Flächen für dieses Vorhaben geprüft. Ich hätte gern die alte Deponie in Richtung Finkenthal genommen. Aber das wäre hier nicht bezahlbar gewesen“, so der Bürgermeister. Man werde ohnehin keine Fläche finden, auf der die Solarfelder nun allen gefallen. Wobei auf der Koppel auch weiterhin Landwirtschaft möglich sein soll — unter und zwischen den Solarfeldern, die dazu etwas höher gebaut werden und mit einem Motor versehen sein sollen, der es ermöglicht, die Panels nach der Sonne auszurichten.
Dass Gnoiens Solar–Koppel nicht nur auf Gegenliebe stößt, das wurde am Donnerstagabend bereits im Rathaussaal deutlich. „Ich bin da zwiegespalten. Einerseits brauchen wir die Energiewende, andererseits ist die Koppel ein Stück Heimatkultur. Das wird zu Diskussionen in der Bevölkerung führen“, ist Ottmar Schug (CDU) überzeugt. Auch Steffi Burmeister (AfD) verwies auf ein wertvolles Stück Natur, wo viele Leute auch spazieren gehen würden. Ebenso wie Andreas Reich (UGB) regte sie an, bei der Photovoltaik erst einmal auf Dächer privater Häuser, aber auch von Rathaus oder Turnhalle zu setzen.
Einwohnerversammlungen geplant
Gunnar Steinbrink (CDU) führte dagegen auch die finanziellen Vorteile eines Solarparks ins Feld. Die Stadt hat mit ihren Flächen dann nicht nur weiterhin Pachteinnahmen, sondern könnte auch mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde am Betrieb eines Solarparks partizipieren.
Laut Bürgermeister Lars Schwarz sind im Umfeld von Gnoien derzeit noch zwei weitere Photovoltaikanlagen im Gespräch, die private Investoren aus der Region im Bereich Warbelow und Eschenhörn errichten wollen und die jeweils noch größer ausfallen als das Koppel–Solarfeld.
Für die Koppel beschlossen die Stadtvertreter am Donnerstagabend mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung die Aufstellung eines Bebauungsplanes „Photovoltaikanlage Gnoien“. Um die Gnoiener über die „Solar–Koppel“ zu informieren, stellte der Bürgermeister Einwohnerversammlungen in Aussicht.