Größenwahn und Lügen

Gnoiens Stadtvertreter gehen aufeinander los

Gnoien / Lesedauer: 4 min

Die Stadtpolitik von Gnoien hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ein Sportplatz-Bau entzweit die beiden Stadtfraktionen. Jetzt kam es schließlich zum Eklat.
Veröffentlicht:02.03.2021, 16:28
Aktualisiert:06.01.2022, 21:44

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Wie phantastisch sich doch das alles noch vor gut einem Jahr anhörte: Nach jahrelangem erbitterten Streit um den mangelhaften Sportplatz hatten die Stadt Gnoien und die Baufirma Lilie im Frühjahr vergangenen Jahres eine vielversprechende Einigung hinbekommen. Lilie erklärte sich bereit, den immer wieder unter Wasser stehenden Rasen durch neues Grün zu ersetzen – auf eigene Kosten. Und das sind immerhin geschätzte 200 000 Euro. Nicht länger als zwei Monate sollte die Erneuerung des erst vor gut zehn Jahren sanierten Rasens dauern. Nach all den Ankündigungen ist es um das Spielfeld im Stadion an der Windmühle dann allerdings auch schnell wieder sehr ruhig geworden.

Streit um Kompetenz des Bürgermeisters

Das hat sich nun schlagartig geändert. Am Fußballfeld wird zwar immer noch nicht gearbeitet, dafür brannte aber nun an einer anderen Gnoiener Sportstätte die Luft. Die Stadtvertreter hatten sich Montagabend in der Warbelsporthalle versammelt, vor allem um den Haushaltsplan der Stadt für dieses Jahr auf den Weg zu bringen. Heftig umstritten war dann aber plötzlich ein ganz anderer Punkt. Die CDU-Fraktion hatte eine Aussprache beantragt, weil der Fraktions-Chef der Unabhängigen Gnoiener Bürger (UGB) Andreas Reich in einer schriftlichen Erklärung im Januar Bürgermeister Lars Schwarz (CDU) im Zusammenhang mit der Sportplatz-Sanierung Untätigkeit, Unfähigkeit und Größenwahn vorgehalten hatte. Schwarz hatte diese Vorwürfe in einem Gespräch mit dem Nordkurier zwar bereits zurückgewiesen, das reichte der CDU-Fraktion aber offenbar nicht. Böswillige Falschbehauptungen, Verleumdungen und gezielte Versuche, die Person des Bürgermeisters zu beschädigen, warf CDU-Fraktions-Chef Marco Krüger nun dem UGB-Vorsitzenden vor. Dass die Stadt jetzt noch einmal einen neuen sanierten Sportplatz bekomme, ohne dafür zahlen zu müssen, sei doch ein großer Erfolg, der durch das geschickte Verhandeln des Bürgermeisters erreicht worden sei, meinte Krüger.

Die vor einem Jahr geweckte Euphorie, dass der Platz nun endlich in Ordnung gebracht werde, sei allerdings mittlerweile längst verflogen, machte UGB-Fraktionsmitglied Arne Schmiedeberg deutlich. „Der Sportplatz ist unser Herz, unser Wohnzimmer“, erklärte der Trainer der Gnoiener Männermannschaft. Im vergangenen Sommer sei er immer wieder gefragt worden, warum es denn mit dem Sportplatz nun nicht endlich losgehe. Zumal sich die Gnoiener auch noch beim alten Rasen bedienen durften und sich die Elfmeterpunkte oder andere Grasstücke des Spielfeldes für ihren Garten abholen konnten. Danach habe der Platz dann gar nicht mehr genutzt werden können.

Angriffe als sehr persönlich empfunden

„Ich habe dem Bürgermeister dann erklärt, dass die Leute im Sportverein langsam unruhig werden“, berichtete Schmiedeberg. Lars Schwarz habe sich daraufhin beklagt, dass er sich um alles allein kümmern müsse. „Und du hast mir vorgeworfen, dass ich Stimmung gegen dich machen würde“, richtete sich Schmiedeberg an den Bürgermeister. Als Beleg für diesen Vorwurf habe Schwarz entsprechende SMS oder Whats-app-Nachrichten angeführt. „Diese Form der Angriffe haben mich wirklich getroffen. Das war persönlich“, machte sich Schmiedeberg Luft.

Das wiederum wollte Lars Schwarz so nicht stehen lassen. „Ich habe selten jemanden so heuchlerisch und lügnerisch erlebt“, kommentierte er die Aussagen des UGB-Fraktionsmitgliedes. Als Lügner müsse er sich nicht bezeichnen lassen, sagte daraufhin Arne Schmiedeberg, packte seine Sachen und verließ die Turnhalle.

Immerhin war vom Bürgermeister am Montagabend noch zu erfahren, dass sich die Baufirma Lilie schriftlich verpflichtet habe, mit dem Sportplatzbau zu beginnen, sobald es die Wetterlage zulasse. Das Material liege schon bereit.

Für Gnoiens Stadtpolitik dürfte der Montagabend aber einen gravierenden Einschnitt bedeuten. Gunnar Steinbrink (CDU) sprach am Ende von einem Tiefpunkt seiner bisherigen Stadtvertreter-Karriere. „Ich möchte appellieren, dass wir uns ordentlich aussprechen. Wir sollten hier alle zusammenarbeiten“, sagte Steinbrink. Und: „Ich fühle mich heute hier sehr unwohl.“