StartseiteRegionalMecklenburgische SchweizHeimatstube mausert sich mit altem Handwerk zum Museum

Ausstellungseröffnung

Heimatstube mausert sich mit altem Handwerk zum Museum

Gnoien / Lesedauer: 3 min

Mit alten Berufen befasst sich eine neue Ausstellung, die Steffen Maeting in Gnoien zusammengetragen hat. Doch das ein oder andere Stück gibt auch Rätsel auf.
Veröffentlicht:14.05.2022, 06:14

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Es ist eine nahezu unglaubliche Zahl: 164 Handwerker hatte die kleine Stadt Gnoien im Jahr 1927. So viele wie nie zuvor und wohl auch nie wieder danach. Vom Bäcker bis zum Zimmermeister: Steffen Maeting hat die Namen aller Gewerbetreibenden aus der damaligen Zeit zusammengetragen. Darunter sind Berufe, die aus Gnoien längst verschwunden sind – Holzpantoffelmacher, Roßschlachter, Bürstenmacher.

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Neue Ausstellung am Museumstag offen

Ihnen allen ist eine Ausstellung gewidmet, die am Donnerstagabend in der Gnoiener Heimatstube in der Teterower Straße an der Adresse der Kulturbörse eröffnet wurde und die auch am Sonntag anlässlich des Internationalen Museumstages von 14 bis 16 Uhr zu sehen ist. Mit dem „vergessenen Handwerk“ – so der Name der Ausstellung – sieht Maeting die bisherige Heimatstube auf einer neuen Stufe und spricht mittlerweile von einem Museum. „Es geht hier ja nicht nur um das Aufbewahren alter Gegenstände. Wir beschäftigen uns hier mit diesen Dingen eben auch in wechselnden Ausstellungen“, begründet Steffen Maeting den Schritt.

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Gesellenstücke und Meisterbriefe

In drei Räumen, nicht ganz einfach über eine steile Treppe zu erreichen, wird Gnoiener Geschichte hier lebendig. Zu sehen ist zum Beispiel eine Reihe erhalten gebliebener Fotos der Handwerksmeister. Einige davon habe er im Internet ersteigert. Auch bei Haushaltsauflösungen würden sich immer wieder sehr interessante Sachen finden, bei denen es sich lohne, sie aufzubewahren. Von Klempner Günter Horrmann ist nicht nur eine Gießkanne als dessen Gesellenstück erhalten geblieben – der im Alter von 89 Jahren verstorbene Handwerksmeister habe auch großen Wert darauf gelegt, dass sein Meisterbrief und der seines Vaters in der Heimatstube der Nachwelt erhalten bleiben.

Ein Innungszeichen gibt noch Rätsel auf

Auch die Innungsfahne der Bäckerei-Innung aus dem Jahr 1931 ist in der Ausstellung zu sehen. Ein anderes Innungszeichen, das Bäcker und Fleischer vereint, ist von seiner Bedeutung her dagegen noch nicht ganz geklärt. Welchen Wert die Handwerker einst auf viele kleine Details legten, zeigen zwei reich verzierte Dachrinnen-Kästen aus dem alten Gnoien. Oder auch einige erhalten gebliebene Rechnungen, auf denen der Briefkopf mit Zunftzeichen und Auszeichnungen das halbe Blatt einnehmen.

Nicht mehr gebraucht

Wehmut, dass so viele Handwerksberufe heute in Gnoien nicht mehr vorkommen, ist bei Steffen Maeting nicht zu spüren. „Gewisse Handwerksberufe werden heute eben einfach nicht mehr gebraucht. Und viele von denen, die es heute noch gibt, die haben auch wirklich noch goldenen Boden“, findet Maeting.

Wünschen würde er sich, dass auch Schulklassen mal wieder den Weg in die Ausstellungsräume finden würden. Da sei das Interesse schon einmal größer gewesen. Geöffnet hat Gnoiens Museum ansonsten jeden ersten Sonnabend im Monat zwischen 14 und 16 Uhr.