Lkw–Treffen
Herzlicher Empfang für die Kapitäne der Landstraßen
Malchin / Lesedauer: 4 min

Kirsten Gehrke
Wenn Nicole Kurth in ihren Truck „Prinz Erik“ steigt, dann fährt auch immer ihr Vater mit. Das blau–gelbe Fahrzeug der 36–Jährigen fiel beim 5. Lkw–Treffen in Malchin nicht nur wegen der Schweden–Farben auf, sondern auch mit Airbrush–Malerei hinten am Führerhaus. Dort war ein Bild ihres Vater aufgesprüht, in Memory.
Der war 2008 mit dem Lkw tödlich verunglückt. „Ich denke oft daran“, sagte die junge Frau aus dem sächsischen Kamenz. „Zu Lebzeiten konnte er mit mir nicht mitfahren.“ Jetzt tue er es auf andere Weise. Den Airbrush finde sie schön. Als Kind habe sie oft in den Ferien ihren Vater begleitet, wusste früh, dass auch sie einmal auf dem Bock sitzen möchte, fährt heute im Fernverkehr, ist die Woche über weg.

„Es macht mir Spaß“, sagte sie. Bei ihrem ersten Lkw–Treffen in Malchin vor sechs Jahren hatte ihr damaliger Chef sie überrascht und ihr das Fahrzeug mit dem Airbrush in Erinnerung an ihren Vater übergeben. Seitdem ist er so immer bei ihr, war es auch bei der großen Ausfahrt durch die Mecklenburgische Schweiz. „Es war wieder sehr schön, wie sich die Menschen unterwegs gefreut haben“, meinte Nicole Kurth. Nur strahlende Gesichter habe sie gesehen. „Solche Herzlichkeit erlebt man unter der Woche selten.“
Wie sie haben auch die anderen die Parade auf der Landstraße genossen. „Viele haben an der Straße gestanden, Plakate hochgehalten und Allzeit gute Fahrt gewünscht“, erzählte Ingo Paetz. Er durfte den schwarzen Jubiläums–Truck mit goldener Schrift der Spedition Wapner aus Malchin fahren, den die Firma seit dem 30–jährigen Bestehen 2021 hat und der sonst in der türkisen Fahrzeug–Flotte heraussticht. „Er fährt sich hervorragend, richtig super“, meinte der erfahrene Berufskraftfahrer. Es sei schön gewesen, wie die Leute am Straßenrand ihnen zugewunken haben. „Sonst sind wir ja immer nur die Bremsen.“ Auch Jens Naujok aus Halberstadt lobte die Atmosphäre, selbst als es durch die engen Straßen in Malchin ging. „Die Ausfahrt war wieder toll“, sagte der 33–Jährige und freute sich über die vielen freundlichen Plakate unterwegs.

Wie bei den vier Malen zuvor hatte der Erfinder des Treffens, Tilo Valeske, die Ausfahrt wieder angeführt. Doch war es nicht wie immer. Diesmal führte die Route entgegengesetzt zuerst durch die Stadt. Nicht hintereinander weg, sondern nur in drei Blöcken mit jeweils 70 Lkw durfte die Parade über die Straßen der Mecklenburgischen Schweiz rollen, vorneweg die Polizei, hinten die Feuerwehr. Damit sollten große Verkehrsbehinderungen wie lange Staus vermieden werden. Dadurch hat sich die Ausfahrt mehrere Stunden hingezogen, bis der letzte wieder auf dem Festplatz war. Ohnehin war es wieder eine logistische Meisterleistung, 210 Lkw von der Waldarena runter und wieder rauf zu delegieren. Seit dem dritten Treffen funktioniere ihr Plan, meinte Steffen Buchholz, der mit Harald Valeske am Platz die Ausfahrt koordinierte.

Es sei ein ausgeklügeltes System, welche Reihe zuerst losfahren und wieder ankommen darf, das gehe genau nach Liste, jedes Fahrzeug habe eine Nummer, werde eingewiesen beim rückwärts wieder Einparken. Am Ende hat alles geklappt. Nach dreijähriger Pause zog das Lkw–Treffen hunderte Besucher an. Familie und Freunde der Organisatoren haben als Crew für den Erfolg mit beigetragen. „Ohne die würde es nicht gehen“, meinte Steffen Buchholz. Eigentlich wollten noch viel mehr Trucker kommen, an die 500 hatten sich angemeldet. Aber der Platz in der Waldarena sei begrenzt, so sei ausgelost worden, wer auflaufen durfte.


