Gärtner kämpfen mit Schleimern
Hilfe gegen die Schnecken-Invasion
Malchin / Lesedauer: 3 min

Kirsten Gehrke
Wenn Alois Reichstein abends noch einmal zu seinem Garten auf dem Malchiner Fuhrtsberg geht, ist schon der Weg dorthin voller Schnecken. Da weiß er schon immer, was ihm auf seiner Parzelle blüht. Der 56-Jährige muss sich schütteln, wenn er an die schleimigen braunen Tiere denkt. „Dieses Jahr ist es schlimm“, sagt er. Mit der Kuchenzange sammelt er morgens und abends, wenn es regnet auch zwischendurch, die Nacktschnecken ein, 50 bis 60 Stück sind keine Seltenheit. Nachbarn haben auch schon bis zu 200 im Eimer gehabt, weiß er. „Es ist nervig, aber sonst erntet man ja nichts.“ Bei dem vielen Regen sei der Garten ein Paradies für Schnecken.
Uwe Fibig (64) spricht von einer Plage. Obwohl er im Frühjahr Schnecken-Ex ausgelegt hat, sammelt er jeden Abend seinen Garten ab und „sperrt“ die Schleimer in ein Schraubglas. „Die fressen alles ab, sogar an die Blätter von den Kartoffeln sind sie rangegangen.“ Früher habe es die braunen Schnecken nicht gegeben, die seien erst nach der Wende gekommen. Der Schleim sei wie Kleber, richtig eklig. Wer den an die Hände bekommt, müsse ganz schön schrubben, um den wieder abzukriegen. Die Kleingärtner sind dem Verzweifeln nahe.
Kaffeesatz kann helfen
Das Schnecken-Problem haben alle Vereine im Regionalverband der Gartenfreunde Demmin, weiß der Vorsitzende Horst Rademacher. „Doch wir sind Kleingärtner und müssen nicht davon leben, für uns ist es Hobby“, sagt er. Schlimmer dran seien gewerbliche Gemüsebauern. So ernst wie einige seiner Garten-Kollegen nehme er es nicht. Die Schnecken zu bekämpfen sei kaum möglich, meint er. Oft sehe man nur die Spuren, die sie hinterlassen, denn Schnecken sind nachtaktiv. Auch Rademacher stellt fest, dass es immer mehr gibt. Das liege an den milden Wintern, glaubt er. Wenn er im Frühjahr Dahlien, Kürbis und Zwiebeln pflanzt, legt er Schneckenkorn aus, ansonsten sammelt auch er ab. „Aber da ist die Frage, wie entsorgt man die Schnecken.“ Er habe das Glück, die Tiere hinter einem Bahndamm in die Natur werfen zu können. Diese Möglichkeit haben andere nicht.
Anja Kureck vom Naturschutzbund MV hält das Absammeln für ökologisch am besten. Schnecken-Ex bringe nicht nur Schnecken um, sondern auch Katze und Igel. Selbst das ökologische Ex mit Eisen(III)Phosphat könne geschützte Gehäuseschnecken vernichten. Die beste Variante sei, abgesammelte Tiere mit kochendem Wasser zu übergießen, das töte sie sofort. Den Schleimbrei unter Gehölz schütten, dann baue er sich in ein bis zwei Tagen ab. Kaffeesatz könne zudem Schnecken abhalten, weil sie die krümelige Struktur und den Geruch nicht mögen. Aber zu viel sollte man nicht streuen, da der Boden dann sauer wird. Effektiv seien auch Schneckenzäune.
Dass milde Winter für die Plage schuld sind, sei eine Legende. Die Braunen würden ihre Eier dort ablegen, wo es nicht kalt ist, wie auf dem Kompost. Der fehlende Frost sei nicht das Problem, vielmehr sei es die schnelle Vermehrung.