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Historisches Kreuzgewölbe soll Kultur Raum bieten

Karnitz / Lesedauer: 3 min

Die Mecklenburgische Schweiz soll um eine Kulturhochburg reicher werden. Dafür baut ein Künstlerehepaar den alten Gewölbekeller des einstigen Gutshauses Karnitz aus.
Veröffentlicht:19.01.2022, 11:30

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Normalerweise geht man in einen Keller nach unten. Bei Lothar Oertel-Baarmann und Kerstin Baarmann in Karnitz (Mecklenburgische Seenplatte) ist das anders. Sie sagen, sie gehen nach oben. Von ihrem Haus aus schauen sie auf einen kleinen Hügel, auf dem einst das Gutshaus des Dorfes gestanden hat. Vom 1978 abgebrannten Herrenhaus sind nur noch Reste der Feldsteingrundmauer übrig und ein Keller mit einem doppelten Kreuzgewölbe. Den bauen sie gerade zu einem Kulturraum um. Ein wahrer Schatz liegt da unter der Erde, meint das Künstlerehepaar. Geradezu dafür gemacht, um in einem besonderen Ambiente Kultur zu erleben. Zu Pfingsten im Juni soll bei Kunst:Offen die erste öffentliche Veranstaltung stattfinden. Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun.

Geld aus Förderprogramm für Kleinprojekte

Ohne Förderung hätten sich die beiden Karnitzer, die 2009 aus Berlin gekommen waren, nicht an den Ausbau gewagt. Mit Geld aus dem Kleinprojekte-Förderprogramm konnten sie ihre Idee verwirklichen, von der sie schon geträumt haben, als sie vor Jahren den Keller freigelegt und den Zugang zum Gutshaus geöffnet hatten. Der Keller sei ein archäologisches Fenster. Während das alte Herrenhaus vor etwa 130 Jahren gebaut worden war, sei der Keller noch weitere 100 Jahre älter. Das habe ihr Maurer festgestellt, der teils das Feldsteinfundament restauriert hat. Wahrscheinlich stand im 18. Jahrhundert ein anderes Gebäude auf dem Hügel.

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Zusätzliche Arbeiten fielen an

Im vergangenen Jahr wurden neue Fensterstürze gebaut, als Fensterbänke alte Dachziegel verwendet, und neue Fenster eingebaut. Der Keller hat endlich nun auch einen Stromanschluss, und auch das Dach ist neu. Die 320 Quadratmeter große Dachfläche hat jetzt Profilblech drauf statt der Dachpappe, die vom Wind schon abgefetzt war. Doch während der Bauarbeiten kam einiges zutage, das sie Bauherren nicht vorhersehen konnten. Für die Statik mussten zusätzlich Stahlträgerkonstruktionen eingezogen, dazu Steinfußboden gelegt werden. Nach draußen hin musste der Keller erweitert werden, um einen Eingang schaffen zu können, auch Putzarbeiten fielen zusätzlich an. Und dann hat auch noch Corona die Arbeiten erschwert. Preise sind gestiegen, lange mussten sie auf Material warten, die Firma, die die Türen machen wollte, gibt es nicht mehr. „Es sind Investitionen nötig geworden, die weit über der Fördersumme lagen“, sagt Oertel.

Alten Kopfsteinpflasterweg entdeckt

Zu machen ist noch der Haupteingang, hier sollen Glastüren rein. Auch die Außenanlagen müssen noch gestaltet, zuvor die Erde und der Steinbruch von den Baggerarbeiten weggeräumt werden. Die Wege zum Kellerraum sollen befestigt werden. Zu Gutshauszeiten gab es mal einen breiten Kopfsteinpflasterweg, teilweise haben sie den entdeckt. Doch jetzt brauchen sie einen Weg, auf dem alle gut zum Keller hinkommen, auch Rollstuhlfahrer. Die Karnitzer hoffen, dass sie für die Außenanlagen weitere Fördergelder bekommen, ein Antrag läuft. Der Gewölbekeller soll indes einmal Treff für Jazzer werden, open Jam sein. Verschiedene Musiker können hier zusammen musizieren. Wenn es gut läuft, soll es monatlich auch ein Jazz-Konzert geben.

Wenn im Sommer sich Gäste auf dem Boule-Platz zum Spielen treffen, könne man dies mit Veranstaltungen verbinden. Die gastronomische Strecke lassen sie indes außen vor, denn die decke nebenan der Projekthof mit seinem Café ab. Den Kulturkeller sehen sie eher als Ergänzung. Ihr Fokus liege auf die Musik, kleine Lesungen und Kunstveranstaltungen sowie Musik-Sessions im Winter. „Kunst ist Nahrung für uns“, erklärt Kerstin Baarmann. „Deshalb machen wir das.“

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